Paul Schmitthenner: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Leibnizkolleg.jpg|mini|Heutiges Leibnizkolleg, erbaut um [[1930]] als "Deutsche Burse" für Auslandsdeutsche]]  
[[File:Leibnizkolleg.jpg|mini|Heutiges Leibnizkolleg, erbaut um 1930 als "Deutsche Burse" für Auslandsdeutsche]]
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'''Paul Schmitthenner''' (* 15. Dezember 1884 in Lauterburg im Elsass, Deutsches Reich; † 11. November 1972 in München) war ein Architekt und einflussreicher Hochschullehrer. Er zählt zu den Hauptvertretern der "Stuttgarter Schule" (1919-1945).  
'''Paul Schmitthenner''' (* 15. Dezember 1884 in Lauterburg im Elsass, Deutsches Reich; † 11. November 1972 in München) war ein Architekt und einflussreicher Hochschullehrer. Er zählt zu den Hauptvertretern der "Stuttgarter Schule" (1919-1945).  
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Die Architekten der Stuttgarter Schule waren gegenüber dem damals zu Ende gehenden ornamentalen Historismus fortschrittlich, nahmen aber bald in Opposition zur neuen Bauhaus-Moderne eine konservative Position ein. So setzten sie in Stuttgart z.B. der Bauhaus-Siedlung Weißenhof die Kochenhof-Siedlung entgegen.  
Die Architekten der Stuttgarter Schule waren gegenüber dem damals zu Ende gehenden ornamentalen Historismus fortschrittlich, nahmen aber bald in Opposition zur neuen Bauhaus-Moderne eine konservative Position ein. So setzten sie in Stuttgart z.B. der Bauhaus-Siedlung Weißenhof die Kochenhof-Siedlung entgegen.  


Paul Schmitthenners persönlichen Stil kann man als betont sachlich und sehr schlicht bezeichnen; sein Ideal war Goethes Gartenhaus in Weimar. Dies traf auf seine Kollegen Paul Bonatz und [[Martin Elsaesser]] nicht in gleicher Weise zu.  
Paul Schmitthenners persönlichen Stil kann man als betont sachlich und sehr schlicht bezeichnen; sein Ideal war [[Goethe]]s Gartenhaus in Weimar. Dies traf auf seine Kollegen Paul Bonatz und [[Martin Elsaesser]] nicht in gleicher Weise zu.  


In Tübingen baute er das Einfamilienhaus Stoll [[Im Rotbad 38]] ([[1927]]): Walmdach; schlanke, kupfergedeckte, gewalmte Gauben; symmetrische, klassische Fassaden; schmale, hohe Fenster.  
In Tübingen baute er das Einfamilienhaus Stoll [[Im Rotbad 38]] ([[1927]]): Walmdach; schlanke, kupfergedeckte, gewalmte Gauben; symmetrische klassische Fassaden; schmale, hohe Fenster an der Gartenseite.  


Er ersetzte [[1931]] das erste Haus der [[Germania|Burschenschaft Germania]] durch einen nüchtern-modernen Neubau. Nach einer Teilzerstörung im [[2. Weltkrieg]] leitete er den Wiederaufbau, wobei der Turm zum niedrigeren Erker wurde.  
Er ersetzte [[1931]] das erste Haus der [[Germania|Burschenschaft Germania]] durch einen nüchtern-modernen Neubau. Nach einer Teilzerstörung im [[2. Weltkrieg]] leitete er den Wiederaufbau, wobei der Turm zum niedrigeren Erker wurde.  


Ferner baute er das [[Leibnizkolleg]] an der [[Brunnenstraße]].  
Ferner baute er um [[1930]] das heutige [[Leibnizkolleg]] an der [[Brunnenstraße]].  


Er trat [[1933]] in die NSDAP ein, geriet aber ab [[1941]] in Baugestaltungsfragen in Gegnerschaft zur monumentalen NS-Architektur.  
Er trat [[1933]] in die NSDAP ein (anders als Bonatz), geriet aber ab [[1941]] in Baugestaltungsfragen in Gegnerschaft zur monumentalen NS-Architektur.  


Nach Kriegszerstörung seines Hauses in Stuttgart und der Technischen Hochschule übersiedelte Schmitthenner [[1944]] nach [[Kilchberg]] und wohnte in einem Seitenflügel des [[Schloss Kilchberg|Schlosses]]. Nach dem Krieg entwarf er die Grundschule und das Gefallenen-Denkmal. Auch führte er Restaurierungen an der [[Martinskirche Kilchberg|Martinskirche]] durch. [[1952]] wurde er zum [[Ehrenbürger]] Kilchbergs ernannt. Er erhielt noch zahlreiche weitere Auszeichnungen. Er ist auf dem [[Friedhof von Kilchberg]] begraben.  
Nach Kriegszerstörung seines Hauses in Stuttgart und der Technischen Hochschule übersiedelte Schmitthenner [[1944]] nach [[Kilchberg]] und wohnte in einem Seitenflügel des [[Schloss Kilchberg|Schlosses]]. Nach dem Krieg entwarf er die Grundschule und das Gefallenen-Denkmal. Auch führte er Restaurierungen an der [[Martinskirche Kilchberg|Martinskirche]] durch. [[1952]] wurde er zum [[Ehrenbürger]] Kilchbergs ernannt. Er erhielt noch zahlreiche weitere Auszeichnungen. Er ist auf dem [[Friedhof von Kilchberg]] begraben.  

Version vom 14. April 2021, 11:39 Uhr

Burschenschaft Germania Tübingen, Gartenstraße 3 (1931)
Heutiges Leibnizkolleg, erbaut um 1930 als "Deutsche Burse" für Auslandsdeutsche
Im Rotbad 38, Einfamilienwohnhaus von 1927

Paul Schmitthenner (* 15. Dezember 1884 in Lauterburg im Elsass, Deutsches Reich; † 11. November 1972 in München) war ein Architekt und einflussreicher Hochschullehrer. Er zählt zu den Hauptvertretern der "Stuttgarter Schule" (1919-1945).

Er wurde 1918 durch Paul Bonatz als Professor für Baukonstruktion und Entwerfen an die Technische Hochschule Stuttgart berufen.

Die Architekten der Stuttgarter Schule waren gegenüber dem damals zu Ende gehenden ornamentalen Historismus fortschrittlich, nahmen aber bald in Opposition zur neuen Bauhaus-Moderne eine konservative Position ein. So setzten sie in Stuttgart z.B. der Bauhaus-Siedlung Weißenhof die Kochenhof-Siedlung entgegen.

Paul Schmitthenners persönlichen Stil kann man als betont sachlich und sehr schlicht bezeichnen; sein Ideal war Goethes Gartenhaus in Weimar. Dies traf auf seine Kollegen Paul Bonatz und Martin Elsaesser nicht in gleicher Weise zu.

In Tübingen baute er das Einfamilienhaus Stoll Im Rotbad 38 (1927): Walmdach; schlanke, kupfergedeckte, gewalmte Gauben; symmetrische klassische Fassaden; schmale, hohe Fenster an der Gartenseite.

Er ersetzte 1931 das erste Haus der Burschenschaft Germania durch einen nüchtern-modernen Neubau. Nach einer Teilzerstörung im 2. Weltkrieg leitete er den Wiederaufbau, wobei der Turm zum niedrigeren Erker wurde.

Ferner baute er um 1930 das heutige Leibnizkolleg an der Brunnenstraße.

Er trat 1933 in die NSDAP ein (anders als Bonatz), geriet aber ab 1941 in Baugestaltungsfragen in Gegnerschaft zur monumentalen NS-Architektur.

Nach Kriegszerstörung seines Hauses in Stuttgart und der Technischen Hochschule übersiedelte Schmitthenner 1944 nach Kilchberg und wohnte in einem Seitenflügel des Schlosses. Nach dem Krieg entwarf er die Grundschule und das Gefallenen-Denkmal. Auch führte er Restaurierungen an der Martinskirche durch. 1952 wurde er zum Ehrenbürger Kilchbergs ernannt. Er erhielt noch zahlreiche weitere Auszeichnungen. Er ist auf dem Friedhof von Kilchberg begraben.

In Kilchberg gibt es den Schmitthennerweg.


Quellen