Nikomedeskirche Weilheim

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Die evangelische Nikomedeskirche liegt im Ortsteil Weilheim.

Nikomedeskirche Weilheim
Kirche und Gärten am Scheunenweg
Kirchturm und Pfarrhaus
Tor zum Kirchhof

Die Kirchengemeinde in Weilheim hat ungefähr 800 Mitglieder. Zusammen mit der Ev. Gemeinde Hirschau bildet sie eine Gesamtkirchengemeinde.


Baugeschichte

Die Kirche wurde auf den Fundamenten einer Vorgängerin in den Jahren 1499-1521 erbaut, womöglich als Kirche des Tübinger Spitals. Man geht von drei Vorgängerkirchen aus. Gefundene angebrannte Holzreste und ausgeglühte Steine lassen vermuten, dass der unmittelbare Vorgängerbau abgebrannt war. 1499 wurde mit dem Bau des Chors begonnen, 1514 war das Kirchenschiff vollendet, und 1521 stand der Turm. Es handelt sich um eine spätgotische Hallenkirche mit einem 5/8 Chor und einem massiven Satteldach. Sie war früher auch eine Wehrkirche, deren Hofmauer etwa doppelt so hoch war wie heute (ca. 5 m). Während das Kirchenschiff noch gotische Spitzbogenfenster hat, weist der Turm bereits die Rundbögen der Renaissance auf.

Verschiedene Emporen wurden im Lauf der Jahrhunderte eingebaut, der älteste Teil ist von 1682. 1714 wurde die erste Orgel installiert, die 1855 durch eine der ersten Kegelladenorgeln ersetzt wurde. Sie befindet sich jetzt in der Sülchenkapelle in Rottenburg. Die älteste der drei Glocken stammt aus dem Jahr 1702. Die Turmuhr ist seit 1692 nachweisbar.

Die direkt gegenüberliegende Zehntscheuer konnte 1980 erworben und zum heutigen Gemeindehaus umgebaut werden.

Zwischen 1986 und 1988 wurde die Kirche im Innern auf der Grundlage der Erneuerung von 1743 renoviert. 1989 wurde die jetzige Tzschöckel-Orgel eingeweiht.

Rudolf Kost würdigt in der Festschrift von 1999: „Bei der letzten Renovierung ist es gelungen, die Bedürfnisse der Gemeinde mit den Belangen des Denkmalschutzes in Einklang zu bringen und eine Kirche zu schaffen, in der sich spätgotische Architektur und barocke Ausgestaltung auf glücklichste vereinen. Wir haben eine Kirche, die hell, freundlich und leicht wirkt, aber trotzdem ihren Charakter als einfache, protestantische Kirche gewahrt hat.“[1]

Sehenswürdigkeiten

Zur Betrachtung im Inneren laden ein

  • das feingliedrige Netzgewölbe in Chor und Sakristei, Bögen in hellen Pastellfarben abgesetzt, in Sakristei mit Flammenmalerei
  • die Schluss-Steine im Chorgewölbe
  • in der Mitte der Holzkassettendecke eine Abbildung von Christus als Weltenrichter mit der Jahreszahl 1530. In den Schnittpunkten der diagonalen Deckenstreben Rosetten, in der vordersten Reihe ergänzt durch Wappen (Arm mit einem Brotlaib = Spital von Tübingen, Geweihstangen = Württemberg, Taube = Heiliger Geist, Dreilatzige Pfalzgrafenfahne = Stadt Tübingen).
  • die Bemalung der Wände aus verschiedenen Zeiten - auch barock (1743), was für eine protestantische Kirche ungewöhnlich ist. Bandelwerk mit Akanthusmalerei (württembergisches Herzogswappen, darunter die Namen der Ortsoberhäupter 1743), ältere Diamantmalerei an den Konsolen der Westempore. Das Innere war 1834 ganz überstrichen worden, bis zur Restaurierung 1986.
  • der zwölfeckige Taufstein aus der Erbauungszeit der Kirche
  • verschiedene Epitaphien
  • die 12 Weihe- oder Apostelkreuze im Chorraum aus der Erbauungszeit in Originalfarben, die bei der ersten Kirchweihe vom Bischof mit Weihwasser besprengt wurden. Die Hand Gottes hält das Kreuz.
  • die Bemalung der Emporenbrüstung (die vier Evangelisten, der Apostel Paulus, der Erzengel Gabriel, Johannes der Täufer, Maria und Jesus)
  • das Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert

Eine nähere Beschreibung liegt in der Kirche aus.

Name

Der Namenspatron Nikomedes ist in Deutschland eine Besonderheit. In Württemberg hat nur noch Hildrizhausen im Schönbuch eine Kirche dieses Namens. Wer gemeint ist, ist unsicher.[2] Wahrscheinlich ist es der Heilige Nikomedes, ein Märtyrer, der um 100 n. Chr. in Rom zu Tode kam (siehe Quellen a). Infrage kommt aber auch ein Bischof in Nikomedia (in Kleinasien), der bei der diokletianischen Christenverfolgung im Jahr 303 ums Leben kam (laut Quellen b zwei Namen möglich).

Weiteres

Paul Schneider, der „Prediger von Buchenwald“, ein mutiger und kompromissloser Gegner des NS-Regimes (1939 im KZ ermordet), wohnte 1920 als Theologiestudent im Weilheimer Pfarrhaus. Dort lernte er die Tochter des damaligen Pfarrers Dieterich kennen und lieben. 1926 wurde in der Nikomedeskirche ihre kirchliche Trauung gefeiert. Nach ihm wurde 2002 die an der Kirche abzweigende Straße umbenannt.

Gottesdienste

Regelmäßig an jedem Sonntag und an den kirchlichen Fest- und Feiertagen.

Dabei wechselt sich die Weilheimer Gemeinde mit der Christuskirchen-Gemeinde Hirschau ab oder man feiert einen gemeinsamen Gottesdienst in Hirschau oder Weilheim.

Am 1. und 2. Sonntag im Monat beginnt der Gottesdienst um 9:00 Uhr,

Am 3. und 4. Sonntag um 10:00 Uhr.

Die Kirche ist sonntags geöffnet.


Quellen, Weblinks

zum Namenspatron:

a)

b)


Einzelnachweise

  1. 500 Jahre Nikomeskirche Weilheim 1499-1999, Tübingen 1999, S. 20f.
  2. Kirchen im Dekanat Tübingen..., a.a.O.

Literatur