Neptunbrunnen: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''<nowiki>Neptun</nowiki>[[brunnen]]''' auf dem Tübinger [[Marktplatz]] ist nach dem römischen Gott Neptun benannt. Dieer war ursprünglich vermutlich der Gott der fließenden Gewässer, der springenden Quellen oder sogar des Wetters.  
Der '''Neptunbrunnen''' auf dem Tübinger [[Marktplatz]] wird wegen seines Standortes auch als [[Marktbrunnen]] bezeichnet.  


Ab dem beginnenden 4. Jh. v. Chr. wurde er auch zum Gott des Meeres. Damit wurde er zweitmächtigster Gott des Olymps.  
Er ist nach dem römischen Gott Neptun benannt. Dieser war ursprünglich vermutlich der Gott der fließenden [[Gewässer]], der springenden [[Quellen]] oder sogar des [[Wetter]]s.  


Ab dem beginnenden 4. Jh. v. Chr. wurde er auch zum Gott des [[Meer]]es. Damit wurde er zweitmächtigster Gott des Olymps.
Neptun war im römischen Mythos mit Amphitrite verheiratet. Es wird vermutet, dass er keine Nachkommen hatte. Er wird meistens mit seinem Symbol, dem Dreizack (Ψ), Seewesen oder Delphinen dargestellt. In den häufigsten Fällen trägt er einen Bart und lange Haare.
Neptun war im römischen Mythos mit Amphitrite verheiratet. Es wird vermutet, dass er keine Nachkommen hatte. Er wird meistens mit seinem Symbol, dem Dreizack (Ψ), Seewesen oder Delphinen dargestellt. In den häufigsten Fällen trägt er einen Bart und lange Haare.


Zu seinen Ehren wurden schon sehr früh am [[23. Juli]] im Römischen Reich die Neptunalia gefeiert. Über das Fest selbst ist nicht viel bekannt, man weiß nur, dass Laubhütten errichtet wurden, zu welchem Zweck ist jedoch nicht genau belegt (Schutz vor Sonne, Verkaufsstände, Bitte um Regen).
Zu seinen Ehren wurden schon sehr früh am [[23. Juli]] im Römischen Reich die Neptunalia gefeiert. Über das Fest selbst ist nicht viel bekannt, man weiß nur, dass Laubhütten errichtet wurden, zu welchem Zweck ist jedoch nicht genau belegt (Schutz vor Sonne, Verkaufsstände, Bitte um Regen).


Er wohnte in der Meerestiefe mit großem Gefolge niederer Meeresgottheiten und war Herrscher über die von Pontos und Gaia hervorgebrachten Meeresgottheiten Nereus, Phorkys und Keto. Die antiken Quellen (vor allem Plinius, Livius und Cassius Dio) überliefern mindestens zwei ihm gewidmete Kultstätten auf dem Marsfeld in Rom. Einen Tempel, der vor 206 v. Chr. im Gebiet des Circus Flaminius geweiht wurde und die sogenannte Basilica Neptuni, die 25 v. Chr. von Marcus Agrippa zu Ehren des Augustus, in unmittelbarer Nähe zum Pantheon, erbaut wurde. Auch in der Provinz und italienischen Städten außerhalb Roms, wurde er, vor allem an Flüssen, Seen oder in Meeresnähe verehrt.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Neptun_(Mythologie) Neptun auf Wikipedia.]</ref>
Er wohnte in der Meerestiefe mit großem Gefolge niederer Meeresgottheiten und war Herrscher über die von Pontos und Gaia hervorgebrachten Meeresgottheiten Nereus, Phorkys und Keto. Die antiken Quellen (vor allem Plinius, Livius und Cassius Dio) überliefern mindestens zwei ihm gewidmete Kultstätten auf dem Marsfeld in Rom. Einen [[Tempel]], der vor 206 v. Chr. im Gebiet des Circus Flaminius geweiht wurde und die sogenannte Basilica Neptuni, die 25 v. Chr. von Marcus Agrippa zu Ehren des Augustus, in unmittelbarer Nähe zum Pantheon, erbaut wurde. Auch in der Provinz und italienischen Städten außerhalb Roms, wurde er, vor allem an Flüssen, Seen oder in Meeresnähe verehrt.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Neptun_(Mythologie) Neptun in Wikipedia]</ref>


== Quellen ==
 
==Geschichte des Brunnens==
Der Brunnen wurde [[1617]] vom herzoglichen Hofbaumeister [[Heinrich Schickhardt]], von dem u.a. auch das [[Unteres Schlosstor|Untere Schlossportal]] von [[1607]] stammt, im Stil der Renaissance entworfen und von Georg Miller in Sandstein ausgeführt, nach einem Vorbild in Bologna, von dem Schickhardt auf einer Italienreise Zeichnungen angefertigt hatte.  Nach drei Jahrhunderten waren Becken und Aufbau stark verwittert. Zu einer geplanten Erneuerung durch den Tübinger Bildhauer [[Karl Merz]] kam es nicht. [[1947]] wurde der achteckige Muschelkalktrog von dem Tübinger Bildhauer Heinrich Krauß erneuert. Die reich geschmückte Säule mit der Neptunsfigur wurde von David Fahrner (1904-62), Freudenstadt,<ref>[http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten_artikel,-Ausstellung-mit-Exponaten-der-Kuenstler-David-Fahrner-und-Peter-Grossbach-_arid,106868.html Tagblatt.de, 2010]</ref> rekonstruiert und aus dem Metall eingeschmolzener Waffen<ref>Es handelte sich um französiche Waffen, die die Deutschen im Krieg erbeutet hatten, später von den Franzosen wieder konfisziert und dann für den neuen Zweck freigegeben wurden. Aus demselben Metallschrott wurden auch 14 Gedenktafeln, die noch heute an Altstadthäusern hängen, gegossen, z.B. [[:Datei:Maestlin Michael Tübingen Burgsteige 7 a.jpg|Schild Maestlin Burgsteige]]. - (Quelle: Udo Rauch, Antje Zacharias (Hg.): ''Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und [[Württemberg-Hohenzollern]] 1945 bis 1952''. Universitätsstadt Tübingen, Kulturamt, 2002)</ref> von der Württembergischen Metallwarenfabrik WMF in Geislingen als Galvanoplastik neu gegossen. Dabei wurde sie durch neue Figuren ergänzt, u.a. vier zusätzliche Figuren am Sockel, die wohl Quellnymphen darstellen. Die Enthüllung fand am [[3. Juli]] 1947 statt.<ref>[[Tübinger Blätter]], 40. Jahrgang, Ausgabe 1953, Seite 5 [http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/LXV198_40_1953_1]</ref> Die Renovierung, für die sich Oberbürgermeister [[Adolf Hartmeyer]] besonders eingesetzt hatte, war anfangs angesichts relativ hoher Kosten in Zeiten wirtschaftlicher Not nicht unumstritten, aber erhielt seit der Einweihung allgemein doch große Zustimmung.
 
==Wo kommt das Wasser her?==
Das Wasser für diesen Brunnen, den [[Georgsbrunnen]] auf dem [[Holzmarkt]] und den Brunnen in der [[Doblerstraße]] wird von den Brunnenstuben [[Im Winkelrain]], [[Hackersteigle]] (gedrosselt) und [[Wilhelm-Schussen-Weg]] vollkommen autark von der restlichen Wasserversorgung gespeist und stellt damit eine echte Notfallversorgung dar.<ref>''Trinkwasser für Tübingen  - 125 Jahre Tübinger Wasserversorgung'', [[Stadtwerke]] Tübingen GmbH Universitätsstadt Tübingen, 1. Auflage 2004, Anhang 11, Seite 197 nach "Quelle: Tiefbauamt der Stadt Tübingen, Hans Schnaidt"</ref> Da der Brunnen frei zugänglich und damit verschmutzbar ist, handelt es sich hier nicht um Trinkwasser.
 
 
==Besonderheit==
Im Rankenwerk der Wasserspeier sind einige an der Erneuerung beteiligte Personen als Silhouette versteckt. Zwei Figuren haben sogar eine Zigarre im Mund.
 
 
<gallery caption="Die Silhouetten sind farbig markiert. Zum Vergrößern bitte anklicken.">
Bild:Neptunbrunnen-siluetten-1.jpg|Osten. Hier sind die Latzen des [[Stadtwappen]]s enthalten.
Bild:Neptunbrunnen-siluetten-2.jpg|Süden
Bild:Neptunbrunnen-siluetten-4.jpg|Westen (zum Rathaus hin)
Bild:Neptunbrunnen-siluetten-3.jpg|Norden
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== Quellen, Fußnoten ==
<references />
<references />


==Weblinks==
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Neptunbrunnen Neptunbrunnen (allgemein) in Wikipedia]
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Schickhardt Heinrich Schickhardt in Wikipedia]
==Weitere Bilder==
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Bild:Neptunbrunnen-Enhuellung-19470703.png|Enthüllung 1947
Bild:Goehner elefanten600.jpg|Mit [[Elefanten]] 1963
Bild:Neptunbrunnen-sockel.jpg|Sockeldetail
Datei:Woche-18-2008.jpg|Detail einer Nymphenfigur
Bild:Woche-23-2007.jpg|Detail
Bild:Woche-40-2010.jpg|Detail
Bild:Neptun_vom_Brunnen.jpg|Neptun
Bild:Woche-12-2012.jpg|[[17. März]] [[2012]]: Sollte mit "Who cares?" eine falsche Übersetzung von "Wer kehrt?" gemeint sein? Vgl. Besen beim Dreizack.
Datei:Marktbrunnen Blumenschmuck 4.jpg | mit Blumenschmuck
Datei:Marktbrunnen Blumenschmuck 7.jpg |
Datei:Marktbrunnen Blumenschmuck 5.jpg |
Datei:Marktbrunnen Blumenschmuck 9.jpg |
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[[Kategorie:Brunnen]]
[[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]]
[[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]]
[[Kategorie:Altstadt]]
[[Kategorie:Altstadt]]
[[Kategorie:Brunnen]]
[[Kategorie:Marktplatz]]

Version vom 3. April 2019, 08:33 Uhr



Neptunbrunnen
TÜ-Markt-2.jpg
Brunnen
Neptun mit Rathaus im Hintergrund
Der stark verwitterte steinerne Neptun- oder Marktbrunnen von 1617 vor der Rekonstruktion nach dem 2. Weltkrieg

Der Neptunbrunnen auf dem Tübinger Marktplatz wird wegen seines Standortes auch als Marktbrunnen bezeichnet.

Er ist nach dem römischen Gott Neptun benannt. Dieser war ursprünglich vermutlich der Gott der fließenden Gewässer, der springenden Quellen oder sogar des Wetters.

Ab dem beginnenden 4. Jh. v. Chr. wurde er auch zum Gott des Meeres. Damit wurde er zweitmächtigster Gott des Olymps. Neptun war im römischen Mythos mit Amphitrite verheiratet. Es wird vermutet, dass er keine Nachkommen hatte. Er wird meistens mit seinem Symbol, dem Dreizack (Ψ), Seewesen oder Delphinen dargestellt. In den häufigsten Fällen trägt er einen Bart und lange Haare.

Zu seinen Ehren wurden schon sehr früh am 23. Juli im Römischen Reich die Neptunalia gefeiert. Über das Fest selbst ist nicht viel bekannt, man weiß nur, dass Laubhütten errichtet wurden, zu welchem Zweck ist jedoch nicht genau belegt (Schutz vor Sonne, Verkaufsstände, Bitte um Regen).

Er wohnte in der Meerestiefe mit großem Gefolge niederer Meeresgottheiten und war Herrscher über die von Pontos und Gaia hervorgebrachten Meeresgottheiten Nereus, Phorkys und Keto. Die antiken Quellen (vor allem Plinius, Livius und Cassius Dio) überliefern mindestens zwei ihm gewidmete Kultstätten auf dem Marsfeld in Rom. Einen Tempel, der vor 206 v. Chr. im Gebiet des Circus Flaminius geweiht wurde und die sogenannte Basilica Neptuni, die 25 v. Chr. von Marcus Agrippa zu Ehren des Augustus, in unmittelbarer Nähe zum Pantheon, erbaut wurde. Auch in der Provinz und italienischen Städten außerhalb Roms, wurde er, vor allem an Flüssen, Seen oder in Meeresnähe verehrt.[1]


Geschichte des Brunnens

Der Brunnen wurde 1617 vom herzoglichen Hofbaumeister Heinrich Schickhardt, von dem u.a. auch das Untere Schlossportal von 1607 stammt, im Stil der Renaissance entworfen und von Georg Miller in Sandstein ausgeführt, nach einem Vorbild in Bologna, von dem Schickhardt auf einer Italienreise Zeichnungen angefertigt hatte. Nach drei Jahrhunderten waren Becken und Aufbau stark verwittert. Zu einer geplanten Erneuerung durch den Tübinger Bildhauer Karl Merz kam es nicht. 1947 wurde der achteckige Muschelkalktrog von dem Tübinger Bildhauer Heinrich Krauß erneuert. Die reich geschmückte Säule mit der Neptunsfigur wurde von David Fahrner (1904-62), Freudenstadt,[2] rekonstruiert und aus dem Metall eingeschmolzener Waffen[3] von der Württembergischen Metallwarenfabrik WMF in Geislingen als Galvanoplastik neu gegossen. Dabei wurde sie durch neue Figuren ergänzt, u.a. vier zusätzliche Figuren am Sockel, die wohl Quellnymphen darstellen. Die Enthüllung fand am 3. Juli 1947 statt.[4] Die Renovierung, für die sich Oberbürgermeister Adolf Hartmeyer besonders eingesetzt hatte, war anfangs angesichts relativ hoher Kosten in Zeiten wirtschaftlicher Not nicht unumstritten, aber erhielt seit der Einweihung allgemein doch große Zustimmung.

Wo kommt das Wasser her?

Das Wasser für diesen Brunnen, den Georgsbrunnen auf dem Holzmarkt und den Brunnen in der Doblerstraße wird von den Brunnenstuben Im Winkelrain, Hackersteigle (gedrosselt) und Wilhelm-Schussen-Weg vollkommen autark von der restlichen Wasserversorgung gespeist und stellt damit eine echte Notfallversorgung dar.[5] Da der Brunnen frei zugänglich und damit verschmutzbar ist, handelt es sich hier nicht um Trinkwasser.


Besonderheit

Im Rankenwerk der Wasserspeier sind einige an der Erneuerung beteiligte Personen als Silhouette versteckt. Zwei Figuren haben sogar eine Zigarre im Mund.



Quellen, Fußnoten

  1. Neptun in Wikipedia
  2. Tagblatt.de, 2010
  3. Es handelte sich um französiche Waffen, die die Deutschen im Krieg erbeutet hatten, später von den Franzosen wieder konfisziert und dann für den neuen Zweck freigegeben wurden. Aus demselben Metallschrott wurden auch 14 Gedenktafeln, die noch heute an Altstadthäusern hängen, gegossen, z.B. Schild Maestlin Burgsteige. - (Quelle: Udo Rauch, Antje Zacharias (Hg.): Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952. Universitätsstadt Tübingen, Kulturamt, 2002)
  4. Tübinger Blätter, 40. Jahrgang, Ausgabe 1953, Seite 5 [1]
  5. Trinkwasser für Tübingen - 125 Jahre Tübinger Wasserversorgung, Stadtwerke Tübingen GmbH Universitätsstadt Tübingen, 1. Auflage 2004, Anhang 11, Seite 197 nach "Quelle: Tiefbauamt der Stadt Tübingen, Hans Schnaidt"

Weblinks


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