Neckar

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Neckar
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Der im Naturschutzgebiet Schwenninger Moos bei Villingen-Schwenningen auf 706 m Meereshöhe enspringende Neckar ist der beherrschende Fluss Tübingens. Er teilt sich an der Neckarinsel (Platanenallee) in den eigentlichen Neckar und den Neckarkanal (auch als "Flutkanal" bezeichnet). Der Hauptarm fließt an der Neckarfront vorbei, der Kanalarm am Kepler- und Uhland-Gymnasium. An der Neckar- oder Eberhardsbrücke, beim berühmten Nadelöhr des Stocherkahnrennens, finden beide Arme wieder zusammen. 800 m abwärts befindet sich ein Stauwehr, über das ein Fußweg zwischen Brückenstraße und Bismarckstraße führt. Es wurde im Zuge der Neckarkorrektion 1911 zusammen mit dem Flutkanal und der geänderten Steinlach-Mündung und dem Anlagensee fertig gestellt und betreibt auch ein E-Werk.

Auf dem Gebiet der Stadt Tübingen bekommt der Fluss zusätzliches Wasser vor allem durch die Steinlach, die Ammer mit dem Goldersbach, die in Lustnau, sowie die kleine Blaulach, die nicht weit von Kirchentellinsfurt einmündet.

Schließlich mündet der Neckar nach 367 km bei Mannheim in den Rhein.

Es gibt wieder Fische im Neckar: Im Januar 2010 machte mehrere Tage lang ein großer Döbelschwarm an der Neckarbrücke Station. Am Neckar-Stauwehr gibt es eine Fischtreppe, die es den Fischen erlaubt, trotz Wehr flussaufwärts zu schwimmen.


Naturnahe Umgestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem seit dem 19. Jahrhundert die meisten Flüsse in ein begradigtes Bett gezwungen wurden, wächst seit einigen Jahren die Einsicht, dass im Interesse von Natur und Mensch den Fluss- und Bachläufen wieder mehr Raum gelassen werden sollte. So wurden in Tübingen bereits mehrere Abschnitte der Ammer und des Goldersbachs renaturiert. Dies wird in den nächsten Jahren auch beim Neckar durchgeführt: im Bereich des Freibads (2019 erfolgt)[1] und zwischen Stauwehr und Lustnau (2022 begonnen)[2].

Der gestaute Neckar vor Rottenburg

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf den Neckar von der Eberhardsbrücke, im Juni 2009
Der gestaute Neckar an der Hermann-Kurz-Straße oberhalb des Stauwehrs
Das Stauwehr zwischen Bismarckstraße und Hermann-Kurz-Straße
Plan von 1912 nach der Flusskorrektur
Seltener Anblick: Zugefrorener Neckar im Februar 2012

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Neckar ist keltischen Ursprungs und bedeutet wildes Wasser oder wilder Geselle. Er stammt vom ureuropäischen Wort nik ab, welches losstürmen bedeutet. Die Entwicklung des Namens beginnt zu vorchristlicher Zeit mit der Bezeichnung Nikros, welche über Nicarus und Neccarus zu Necker und letztendlich zum heutigen Neckar wurde.

Wie die meisten seiner Nebenflüsse, u.a. Kocher, Jagst, Sulm, Enz Nagold, Rems, Elz und Elsenz, hat der Name des Neckars einen keltischen Ursprung. Die Namensform lässt sich nach dem Grundwort (Suffix) „ar“ und dem dazugehörigen Bestimmungswort (Präfix) „neck“ mit „Schwarzes Wasser“ erklären.

Das Grundwort „ar“ bedeutet einfach „Wasser“. Aus dem ursprünglichen Urwort „ah“ entstanden in vielen Sprachen Wörter wie aqua (lat.), aare (weit verbreiteter Flussname), -ach, -bach, -lach, lake, loch (gäl.), maar, Meer usw., welche immer Wasser bedeuten. Der Neckar ist ja ein Fluss, in dem Wasser fließt!

Das Bestimmungswort (Präfix) erklärt, was ist das für ein Wasser, ein Fluss, ein See, ein Meer? Beim Wasser z.B. Salzwasser, Süßwasser, Schmutzwasser usw., bei Meeren oder Seen Gelbes, Rotes oder Schwarzes Meer, Ost-, Nord- oder Südsee. Bei Millionen von Wasserläufen gaben unsere Vorfahren wahrscheinlich schon in der Steinzeit, als sie anfingen, sesshaft zu werden, den Gewässern ihren Namen. Bestimmend waren immer die Charakteristik des Flusses wie Güte des Wasser (z.B. Reinbach, Rhein, Rhône, Rainach), Temperatur (z.B. Isar, was Eiswasser bedeutet), Fließgeschwindigket (Iller, die Eilende) oder die Farbe des Wassers (Gelber Fluss HunagHo in China – die Farbe kommt aus vom Lehmboden am Oberlauf, Roter Fluss Red River in den USA, Schwarzer Fluss Rio Negro Nebenfluss des Amazonas, Niger in Afrika, was trüber oder schwarzer Fluss bedeutet).

Der Name Negger oder Negga, wie ihn die Kelten nannten, hat sich in der Mundart bis heute erhalten. Als das Neckarland bei den Römern, die uns Schriftliches hinterlassen haben, mit der römischen Expansion ins Licht der Historie geriet, war es schon über 800 Jahre von den Kelten besiedelt, z.B. im Mündungsgebiet Lopodunum (Ladenburg), am mittleren Neckar Hochdorf (Fürstengrab) oder der Hohenasperg. Direkt am Ursprung des Neckars bei Schwenningen liegen mehrere Hügelgräber. Dieses Keltengebiet lag keilförmig zwischen dem römisch gewordenen Gallien und der Grenzmark Raetien (zwischen Oberrhein und Donau). Um zwischen den beiden Stromprovinzen eine gute Verbindung herzustellen, stießen die Römer im Jahr 73/74 n.Chr. Kinzig-aufwärts an den oberen Neckar vor. Die Kelten und Germanen, die sich am unteren Neckar als Mischvolk ansiedelten, wurden von den Römern Suebi Nicretes genannt (Doppelewort: Sua = schwarz im Indogermanischen, Nic; Nicre, nigra = schwarz oder dunkel im Lateinischen). Diese Sueben, also Bewohner des Schwarzwassers, standen Pate beim Stammesnamen „Schwaben“. Die Entstehung aus Wurzeln der Bedeutung Schwarz + Wasser ist aber wissenschaftlich nicht belegt, und auch die Wurzel, die in Nix (Wassergeist) steckt, könnte in Erwägung gezogen werden.

Die ungebändigte Kraft der Flüsse wurde im Altertum mit der des Stieres verglichen. Der Fluss Nicer wurde als Flussgott Nicer in der Gestalt eines Stieres verehrt. In Heidelberg, Lauffen, Cannstadt, Nürtingen und Rottenburg hat man römische Stierstatuetten gefunden. Untere diesem Namen Nicer erscheint der Neckar in der Geschichte. Einer der besten Rhetoriker seiner Zeit – Quintus Aurelius Symmachus – hielt im Jahre 370 n. Chr. In der Kaiserstadt Trier eine Lobrede auf Valentinian I., der die Alamannen besiegt hatte. Als Kronzeugen des kaiserlichen Triumpfes ruft er Rhenus und Nicer als Zeugen an.

Ein römischer Kriegsberichterstatter, der Syrer Ammianus Marcellinus, der von dramatischen Grenzkämpfen berichtetet, beschreibt ein großes Hochwasser und gewaltige Fluten des Nicer und vergleicht ihn mit dem Ganges. Der Verfasser der „Mosella“ (Mosel), Decimus Magnus Ausonius - er hatte als Prinzenerzieher Kaiser Valentinus auf seinem Feldzug gegen die Alamannen begleitet – nannte den Nicer mit Recht Niger, was einfach Schwarzfluss bedeutet. In Italien heißt er heute Neccare (Schwarzes Wasser). Der Pfarrer Johann Martin Rebstock aus Ennabeuren auf der Schwäbischen Alb verfasste 1699 eine kurze Beschreibung des Landes Wirtemberg. Nach einem Kompliment an den Fluss, „welcher dieses Land wie der Nilus Ägypten durchfluesst und fruchtbar macht“ schreibt er: „Dieser weitberufene Neccar-Strom entspringt nicht über 5000 Schritt weit vom Donau-Brunnen im Wirtembergischen oberhalb des Dorfes Suaninga (Schwenningen), in der Flur neben den Äckern, von welchen Äckern wohl der Name Neccar dürfte her rühren.“

Der Neckarursprung, das Schwenninger Moos, gilt zu Recht als die „Wiege des Neckars“, weil es auf der Hauptwasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Rheins und der Donau liegt. Das Schwenninger Moos ist das größte der noch erhaltenen Moore der Baar, einer flachen Hochmulde zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Entstanden ist es vor ca. 14.000 Jahren in einer abflusslosen Senke, als große Bereiche Mitteleuropas unter einem Eispanzer lagen. Abgestorbene Pflanzenteile versanken auf dem Grund eines Sees, welcher sich nach der Eisschmelze gebildet hatte. Die Pflanzen mischten sich mit anorganischem Material, so dass der See nach und nach verlandete. Es entwickelte sich eine Vegetation aus Seggenrieden, Schilf und Bruchwald. Es entstand Hochmoorwachstum und es bildete sich eine über 4 m hohe Torfschicht. Ein wassergefüllter Torfstich im nördlichen Teil des Moores bildet beim Überlauf den jungen Neckar. Er verlässt hier als kleines dunkelbraunes Bächlein seine Quelle in 706 m ü. N.N. und beendet seine Reise nach 367 km auf 85 m ü. N.N. bei Mannheim, wo er vom Rhein verschluckt wird.[3]

Schreibweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

500 v. Chr. keltisch: negga
1. Jahrh. n. Chr. römisch: nicer
4. Jahrh. n. Chr. Niger
6. Jahrh. n. Chr. lateinisch: neccare
1152 Urkunde: Bischoff Konrad von Worms an Kloster Schönau: Nechere
1333 Neckarprivileg Kaiser Ludwig an Heilbronn: Necker
1465 Heidelberger Stadtordnung: Necker
1550 Sebastian Münster: Neccarus Fluvius
1553 Privileg Kaiser Karl V. an Chr. v. Württemberg: Necker
1557 Holzordnung Kurfürst Otto Heinrich: Niceris
1605 Ordtnung d. Schiffsleuth des Neckherthales: Neckher
1620 Merian: Neccar Fluvius
1646 Chronica d. freyen Reichsstatt Speyer: Negger
1719 Schiffer- und Fischereiordnung Cannstadt: Neccar
1723 Curpfälz. Schiffsbruderschaft Neckar-Steinach: Neckar
1795 Nickerhäuserhof: Nicker

Fremdsprachen und Mundart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spanisch: Negro
Italienisch: Neccare
Tübinger Mundart: Negger
Heidelberger Pfälzer Mundart: Negga

Ähnliche Worte für "Nacht" oder "schwarz"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Sprache Deutsch
nègre franz. schwarz
Nag tib. schwarz, Dunkelheit
Noc pol. Nacht
Natt nord. Nacht
Noç slow. Nacht
Nukto griech. Nacht
Nox lat. Nacht
Notte ital. Nacht
noir franz. schwarz
Nyx griech. dunkel
nuit franz. Nacht
Neku heth. Nacht
night engl. Nacht
niger, nigra, nigrum lat. schwarz
negro span. schwarz
Neger schwarzer Mensch
Nigger amer. Slang Schwarzer
Rio Negro span. schwarzer Fluss
Negritos span. klein, dunkelhäutige Bevölkerungsgruppe in Süd- und Südostasien
Nigretes lat. Menschen am Schwarzfluss
Nicrenses lat. Land am Schwarzfluss
Nigra Silva lat. Schwarzwald
Nahti germ. fränk. Nacht

Stimmen zum Neckar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Neckar - Von Friedrich Hölderlin [4]

In deinen Tälern wachte mein Herz mir auf
Zum Leben, deine Wellen umspielten mich,
Und all der holden Hügel, die dich
Wanderer! kennen, ist keiner fremd mir.


Auf ihren Gipfeln löste des Himmels Luft
Mir oft der Knechtschaft Schmerzen; und aus dem Tal,
Wie Leben aus dem Freudebecher,
Glänzte die bläuliche Silberwelle.


Der Berge Quellen eilten hinab zu dir,
Mit ihnen auch mein Herz und du nahmst uns mit,
Zum stillerhabnen Rhein, zu seinen
Städten hinunter und lustgen Inseln.


Noch dünkt die Welt mir schön, und das Aug entflieht
Verlangend nach den Reizen der Erde mir,
Zum goldenen Paktol, zu Smyrnas
Ufer, zu Ilions Wald. Auch möcht ich


Bei Sunium oft landen, den stummen Pfad
Nach deinen Säulen fragen, Olympion!
Noch eh der Sturmwind und das Alter
Hin in den Schutt der Athenertempel


Und ihrer Gottesbilder auch dich begräbt,
Denn lang schon einsam stehst du, o Stolz der Welt,
Die nicht mehr ist. Und o ihr schönen
Inseln Ioniens! wo die Meerluft


Die heißen Ufer kühlt und den Lorbeerwald
Durchsäuselt, wenn die Sonne den Weinstock wärmt,
Ach! wo ein goldner Herbst dem armen
Volk in Gesänge die Seufzer wandelt,


Wenn sein Granatbaum reift, wenn aus grüner Nacht
Die Pomeranze blinkt, und der Mastixbaum
Von Harze träuft und Pauk und Cymbel
Zum labyrinthischen Tanze klingen.


Zu euch, ihr Inseln! bringt mich vielleicht, zu euch
Mein Schutzgott einst; doch weicht mir aus treuem Sinn
Auch da mein Neckar nicht mit seinen
Lieblichen Wiesen und Uferweiden.



weitere Stimmen bitte ergänzen

zugefrorener Neckar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einigen Jahren ist der Neckar für kurze Zeit zugefroren. Es gab eine Faustregel, derzufolge der Neckar alle zehn Jahre zufriert, die jedoch auf Grund der "schnelleren Fließgeschwindigkeit nach der Begradigung des Flusses, Kraftwerke und des Klimawandels" seit etwa 200 Jahren nicht mehr so zutrifft.[5][6]


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stocherkahn - Artikel "Neckar" im Rhein-Neckar-Wiki