Mühlstraße: Unterschied zwischen den Versionen

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== Bau ==
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Vom Mühlgraben zur Mühlstraße
Um [[1450]] beschloss die Stadt, den [[Österberg]] zwischen Ammertal und Neckartal durchstechen zu lassen. Durch den neuen Graben wurde der [[Ammerkanal]] direkt in den [[Neckar]] abgeleitet. Mit einem Gefälle von etwa 8,5 Metern zwischen Ammer- und Neckartal war sogar der Betrieb von drei Mühlen möglich.
Am unteren Ende des Mühlgrabens lag bis [[1706]] die herzogliche Pulvermühle. Wie die weiter oben gelegene Grabenmühle ist sie wohl schon bald nach Fertigstellung des Grabens errichtet worden. Nach einer Serie von Unfällen – beim letzten war die ganze Mühle in die Luft geflogen – ordnete Herzog Eberhard Ludwig [[1706]] ihre Verlegung an und ließ den Neubau weit außerhalb der Stadt vor dem Haagtor errichten. Den alten Platz der Pulvermühle erwarb die Stadt, um darauf 1708 eine weitere Getreidemühle, die sogenannte Neumühle zu erbauen. Zusammen mit den anderen städtischen Mühlanlagen wurde auch sie [[1835]] privatisiert und in der Folgezeit mehrfach umgebaut.<ref>[http://www.tuebingen.de/25_29156.html ''Vom Mühlgraben zur Mühlstraße'' (Tübinger Stadtarchiv, Udo Rauch)]</ref><br>
Der Bau der Straße erfolgte [[1885]]-[[1887]]. Der bereits bestehende, aber schmale Geländeeinschnitt wurde etwas verbreitert, die Getreidemühle, Walkmühle und Pulvermühle entfernt. Als Baufirma kam unter anderen [[Clemens & Decker]] zum Einsatz. Die Mauerfassade der Hangabstützungen wurde nach dem Vorbild der [[Burg Hohenzollern]] ausgeführt. Auf der Westseite ersetzte sie größtenteils die dortige alte [[Stadtmauer]] und ist daher, leicht romantisierend, einer Befestigungsmauer mit Zinnen nachempfunden. Ein Stück originale Stadtmauer mit Schießscharten ist am unteren Ende noch erhalten. -  
Der Bau der Straße erfolgte [[1885]]-[[1887]]. Der bereits bestehende, aber schmale Geländeeinschnitt wurde etwas verbreitert, die Getreidemühle, Walkmühle und Pulvermühle entfernt. Als Baufirma kam unter anderen [[Clemens & Decker]] zum Einsatz. Die Mauerfassade der Hangabstützungen wurde nach dem Vorbild der [[Burg Hohenzollern]] ausgeführt. Auf der Westseite ersetzte sie größtenteils die dortige alte [[Stadtmauer]] und ist daher, leicht romantisierend, einer Befestigungsmauer mit Zinnen nachempfunden. Ein Stück originale Stadtmauer mit Schießscharten ist am unteren Ende noch erhalten. -  
Ziel des Ausbaus der Mühlstraße war es, sie als "lebhafteste und schönste" Straße zu bauen.<ref>[[Kleine Tübinger Stadtgeschichte]] ([[Silberburg-Verlag]], 2006, Seite  154)</ref>
Ziel des Ausbaus der Mühlstraße war es, sie als "lebhafteste und schönste" Straße zu bauen.<ref>[[Kleine Tübinger Stadtgeschichte]] ([[Silberburg-Verlag]], 2006, Seite  154)</ref>


== Name ==
== Name ==

Version vom 20. Juli 2011, 08:18 Uhr

Blick in Richtung Lustnauer Tor / Schimpfeck Januar 2009 (vor dem Umbau)
Die Westseite der Mühlstraße bildet eine Stützmauer in Richtung Altstadt und Schulberg. Aufnahme 2008
Tafel zur Erbauung an der östlichen Stützmauer zum Österberg hin, leider in sehr schlechtem Zustand. Die Inschrift lautet: "Unter der segensreichen Regierung des König Karl erbaute die Stadtgemeinde Tübingen Straße und Strebemauer 1885-1887. Ein reicher Quell des Segens sei es uns und unseren Kindern und ein Denkmal seis des Fürsten der dem Volk ein Vater ist."
Die Hungertafel hängt an der alten Stadtmauer, am Nordende der Mühlstraße (Westseite)
Kopie der Hungertafel von oben am Rathaus
Das im Jugendstil erbaute Haus 3 in der Nähe zur Neckarbrücke wurde Anfang August 2009 abgerissen.

Die Mühlstraße in Tübingen ist eine zentrale Stichstraße zwischen Altstadt-Sattel und Österberg.
Sie verbindet die Neckarbrücke mit dem Lustnauer Tor. Am Südende treffen Neckargasse, Gartenstraße und Eberhardsbrücke zusammen, am Nordende beginnt die Wilhelmstraße; und die Neue Straße, die Doblerstraße, die Österbergstraße und die Pfleghofstraße treffen hier zu einem kleinen Platz (auch "Schimpf-Eck" genannt) zusammen.


Bau

Vom Mühlgraben zur Mühlstraße

Um 1450 beschloss die Stadt, den Österberg zwischen Ammertal und Neckartal durchstechen zu lassen. Durch den neuen Graben wurde der Ammerkanal direkt in den Neckar abgeleitet. Mit einem Gefälle von etwa 8,5 Metern zwischen Ammer- und Neckartal war sogar der Betrieb von drei Mühlen möglich. Am unteren Ende des Mühlgrabens lag bis 1706 die herzogliche Pulvermühle. Wie die weiter oben gelegene Grabenmühle ist sie wohl schon bald nach Fertigstellung des Grabens errichtet worden. Nach einer Serie von Unfällen – beim letzten war die ganze Mühle in die Luft geflogen – ordnete Herzog Eberhard Ludwig 1706 ihre Verlegung an und ließ den Neubau weit außerhalb der Stadt vor dem Haagtor errichten. Den alten Platz der Pulvermühle erwarb die Stadt, um darauf 1708 eine weitere Getreidemühle, die sogenannte Neumühle zu erbauen. Zusammen mit den anderen städtischen Mühlanlagen wurde auch sie 1835 privatisiert und in der Folgezeit mehrfach umgebaut.[1]
Der Bau der Straße erfolgte 1885-1887. Der bereits bestehende, aber schmale Geländeeinschnitt wurde etwas verbreitert, die Getreidemühle, Walkmühle und Pulvermühle entfernt. Als Baufirma kam unter anderen Clemens & Decker zum Einsatz. Die Mauerfassade der Hangabstützungen wurde nach dem Vorbild der Burg Hohenzollern ausgeführt. Auf der Westseite ersetzte sie größtenteils die dortige alte Stadtmauer und ist daher, leicht romantisierend, einer Befestigungsmauer mit Zinnen nachempfunden. Ein Stück originale Stadtmauer mit Schießscharten ist am unteren Ende noch erhalten. - Ziel des Ausbaus der Mühlstraße war es, sie als "lebhafteste und schönste" Straße zu bauen.[2]

Name

Die Mühlstraße hat ihren Namen von den ehemaligen drei Mühlen (Getreide-, Walk- und Pulvermühle) die mit dem Wasser des Ammer-Neckar-Kanal betrieben wurden. Während der Nazi-Zeit bis 1945 hieß die Straße Adolf-Hitler-Straße.


Gebäude

Der Baustil der um die Jahrhundertwende erbauten Gebäude in der Mühlstraße entstammt dem Historismus und dem etwa 1880 aufgetretenen, sogenannten "Neu-Nürnberger Stil". Dieser zeichnet sich durch die Übernahme lokal prägender dekorativer Formen des historischen Bestandes aus. Treibende Kraft war hier Konradin Walther, Professor an der Nürnberger Kunstgewerbeschule, mit seinen Schülern. Trotz Mittelalter-Imitat war die Mühlstraße eine erste Adresse für den neuzeitlichen Luxus. Wein- und Tabakgeschäfte, Fotografen, Herrenausstatter (Knecht in Nr. 12) und Juweliere gab es dort – und selbstständige Frauen: die Tanzlehrerin Lina Anweiler-Kloren (Nr. 10) und die Maschinenschreiberin Berta Wochele in Nr. 18. 1942 betrieb hier Berta Leibbrand eine vegetarische Pension.[3]
Die Häuser wurden 1901-03 erbaut, darunter das "Deutsche Haus " mit Erker und Treppengiebel an der Ecke Lustnauer Tor.[4]


Verkehr und Planung

Lange Zeit war die Straße die einzige von Kraftfahrzeugen befahrbare Verbindung zwischen nördlicher und südlicher Kernstadt und oft verkehrsüberlastet. Erst der vierspurige, allerdings weit im Westen liegende Tunnel der B 28 hat für eine gewisse Entspannung gesorgt. Vom Neckar aus in Richtung Wilhelmstraße und Ammertal dürfen heute PKW die Mühlstraße benutzen, vom Lustnauer Tor abwärts sind seit 1993 nur Taxis, Busse, Fahrräder und Notfälle erlaubt [5].

Im Rahmen des Projekts "Innen:Stadt" der Stadtverwaltung wurden 2009 Maßnahmen zur weitgehenden Sanierung, Verschönerung und Aufwertung der Mühlstraße durchgeführt. - Einzelheiten wurden im Vorfeld, währenddessen und danach heftig diskutiert.

Ab 28. Juni[6] bis Ende November 2009 kam es wegen dieser Bauarbeiten einschließlich des Abrisses des Gebäudes Mühlstraße 3 sowie wegen der Belagsarbeiten auf der Neckarbrücke zu Sperrungen für den Verkehr. Auch die Busse durften in dieser Zeit nicht mehr durch diese Straße fahren.[7]

Die Fahrbahn der Mühlstraße wurde auf eine Mindestbreite beschränkt. Massive Betonplatten sollen ihr für lange Zeit Stabilität verschaffen, die Oberfläche erhielt eine transparente Beschichtung. Der früher asphaltierte Bürgersteig wurde verbreitert und mit hellen Betonsteinen gepflastert, aber umfasst nun (ohne scharfe Trennung) auch den Radweg bergauf und die Kurzzeit-Parkplätze. Mehrere kleine Bäume mit Holzspalier begrünen diesen Bereich. Die Stützmauer von 1887 wurde durch mehrere eingebohrte Metallanker stabilisiert. Die Straße wird durch eine neue Beleuchtung (Laternen und Bodenstrahler an der Mauer) erhellt. [8]
Vom Gemeinderat inzwischen beschlossen (Feb. 2011) sind Pläne für einen neuen Treppenaufgang an der Stelle des abgerissenen Hauses Mühlstraße 3 zu einem ebenfalls neuen Fußweg oberhalb der Stadtmauer durch den begrünten Terrassenhang zum Schulberg, zur Pfleghofstraße und beim Haus Tangente-Night zur oberen Mühlstraße.[9] - OB Boris Palmer befürwortet eine Sperrung der Mühlstraße für den Durchgangsverkehr auch von Süden, will dies aber nicht gegen einen ggf. anderslautenden Mehrheitswillen durchsetzen. Er regt dazu einen Bürgerentscheid an. [10]

Quellen und Weiterführendes

Historische Ansichten

So sieht's der Vogel

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