Landestheater Tübingen Württemberg-Hohenzollern (LTT): Unterschied zwischen den Versionen

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== Historisches ==
== Historisches ==
Die Geschichte des '''Landestheaters Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen''' – so der volle Name des LTT – geht bis in die Nachkriegszeit zurück. Aus einer freien Schauspielgruppe entstand zunächst das „Städtische Schauspielhaus Tübingen“ mit dem Museumsaal als Spielstätte,
Die Geschichte des '''Landestheaters Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen''' – so der volle Name des LTT – geht bis in die Nachkriegszeit zurück. Aus einer freien Schauspielgruppe entstand zunächst das „Städtische Schauspielhaus Tübingen“ mit dem Museumsaal als Spielstätte,
das noch im Oktober [[1945]] eröffnete . Der erste Spielleiter, Günther Stark, zuvor am Reichsgautheater Posen, konnte hier mit Unterstützung der französischen Militärregierung ein außerordentliches Ensemble um sich scharen. Berühmte Schauspieler aus Berlin wie Anna Dammann, [http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Dammann] Elisabeth Flickenschildt, [http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Flickenschildt] Theodor Loos, [http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Loos] (bis 1947 wegen seiner Propagandatätigkeit im Nazi-Deutschland mit einem Berufsverbot belegt) und Erika von Thellmann [http://de.wikipedia.org/wiki/Erika_von_Thellmann] verliehen der jungen Bühne einen besonderen Glanz. Zahlreiche Theaterkarrieren nahmen hier ihren Ausgang. Zu den jungen Mimen zählte in den Nachkriegsjahren Hannes Messemer, [http://de.wikipedia.org/wiki/Hannes_Messemer] Horst Tappert, [http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Tappert] Gustl Bayrhammer [http://de.wikipedia.org/wiki/Gustl_Bayrhammer] oder Johanna von Koczian [http://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_von_Koczian]. Die Bedenken der Stadtverwaltung, ob und womit das Theater in den harten Zeiten zu finanzieren sei, wischten die Franzosen leichthändig beiseite. Günther Gube, ein Schauspieler der ersten Stunde erinnert sich: ''Das Publikum verfolgte mit großer Begeisterung die Vorstellungen und ließ sich auch nicht abschrecken, als es zur Beheizung des Saales Holzscheite mitbringen musste und in Mänteln und Decken gehüllt die Aufführungen verfolgte. Über allem lag eine Aufbruchstimmung, die Schrecken waren vorüber.'' Auch für Hannes Messemer war nicht sein ausbezahlter Lohn das entscheidende:''Wir bekamen zwar nur 150 Reichsmark Gage – aber die Franzosen gaben uns eine zweite Lebensmittelmarke und noch dazu durften wir im Offizierskasino essen, mit drei Gängen, Wein und sogar Zigaretten.''<ref>http://www.tuebingen.de/25_12202.html ''Tübingen bei Kriegsende''von Stadtarchivar Udo Rauch</ref>
das noch im Oktober [[1945]] eröffnete.
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Der erste Spielleiter, Günther Stark, zuvor am Reichsgautheater Posen, konnte hier mit Unterstützung der französischen Militärregierung ein außerordentliches Ensemble um sich scharen. Berühmte Schauspieler aus Berlin wie Anna Dammann, [http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Dammann] Elisabeth Flickenschildt, [http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Flickenschildt] Theodor Loos, [http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Loos] (bis 1947 wegen seiner Propagandatätigkeit im Nazi-Deutschland mit einem Berufsverbot belegt) und Erika von Thellmann [http://de.wikipedia.org/wiki/Erika_von_Thellmann] verliehen der jungen Bühne einen besonderen Glanz. Zahlreiche Theaterkarrieren nahmen hier ihren Ausgang. Zu den jungen Mimen zählte in den Nachkriegsjahren Hannes Messemer, [http://de.wikipedia.org/wiki/Hannes_Messemer] Horst Tappert, [http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Tappert] Gustl Bayrhammer [http://de.wikipedia.org/wiki/Gustl_Bayrhammer] oder Johanna von Koczian [http://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_von_Koczian]. Die Bedenken der Stadtverwaltung, ob und womit das Theater in den harten Zeiten zu finanzieren sei, wischten die Franzosen leichthändig beiseite. Günther Gube, ein Schauspieler der ersten Stunde erinnert sich: ''Das Publikum verfolgte mit großer Begeisterung die Vorstellungen und ließ sich auch nicht abschrecken, als es zur Beheizung des Saales Holzscheite mitbringen musste und in Mänteln und Decken gehüllt die Aufführungen verfolgte. Über allem lag eine Aufbruchstimmung, die Schrecken waren vorüber.'' Auch für Hannes Messemer war nicht sein ausbezahlter Lohn das entscheidende:''Wir bekamen zwar nur 150 Reichsmark Gage – aber die Franzosen gaben uns eine zweite Lebensmittelmarke und noch dazu durften wir im Offizierskasino essen, mit drei Gängen, Wein und sogar Zigaretten.''<ref>[[Kriegsende#Tübingen bei Kriegsende 1945|Tübingen bei Kriegsende 1945]], Wiedergabe eines Artikels von Stadtarchivar [[Udo Rauch]], 2008</ref>  
   
   
[[1947]] schlossen sich die Städte Tübingen und Reutlingen zu einem „Zweckverband Städtetheater Tübingen Reutlingen“ zusammen. Mit Unterstützung des damaligen Bundeslandes [[Württemberg-Hohenzollern]] ging daraus im Jahre [[1950]] das jetzige Landestheater hervor. Lange war das LTT auf das [[Museum]] als Spielstätte angewiesen – mit allen damit zusammenhängenden Erschwernissen wie fehlenden Werkstätten, provisorischen Probenräumen, ungenügender Theaterinfrastruktur.  
[[1947]] schlossen sich die Städte Tübingen und Reutlingen zu einem „Zweckverband Städtetheater Tübingen Reutlingen“ zusammen. Mit Unterstützung des damaligen Bundeslandes [[Württemberg-Hohenzollern]] ging daraus im Jahre [[1950]] das jetzige Landestheater hervor. Lange war das LTT auf das [[Museum]] als Spielstätte angewiesen – mit allen damit zusammenhängenden Erschwernissen wie fehlenden Werkstätten, provisorischen Probenräumen, ungenügender Theaterinfrastruktur.  


Erst im Jahre [[1975]] wurde dann schließlich der endgültige und endlich auch eigene Spielort gefunden: die seit einem Jahr leer stehende '''[[Stuhlfabrik Schäfer]]''' wurde in einer vierjährigen Planungs- und Bauphase zum heutigen LTT-Stammsitz umgebaut. Eröffnet wurde die neue Spielstätte am [[21. September]] [[1979]] mit Schillers „Die Räuber“. Nur fünf Jahre später wurde außerdem eine eigenständige Kinder- und Jugendtheatersparte am LTT gegründet. Seit 2002 wurde diese erfolgreich von Monika Hunze geleitet, ihr Nachfolger ist seit 2009 Michael Miensopust.
Erst im Jahre [[1975]] wurde dann schließlich der endgültige und endlich auch eigene Spielort gefunden: die seit einem Jahr leer stehende '''[[Stuhlfabrik Schäfer]]''' wurde in einer vierjährigen Planungs- und Bauphase zum heutigen LTT-Stammsitz umgebaut. Eröffnet wurde die neue Spielstätte am [[21. September]] [[1979]] mit [[Friedrich Schiller|Schillers]] „Die Räuber“. Nur fünf Jahre später wurde außerdem eine eigenständige Kinder- und Jugendtheatersparte am LTT gegründet. Seit 2002 wurde diese erfolgreich von Monika Hunze geleitet, ihr Nachfolger ist seit 2009 Michael Miensopust.


Als Landestheater spielt das LTT mehr als ein Viertel seiner insgesamt über 900 Vorstellungen jährlich bei Gastspielen in ganz Baden-Württemberg, den angrenzenden Bundesländern sowie in der Schweiz und in Österreich. Gleichzeitig ist es Stadttheater für Tübingen und Reutlingen. Das Ensemble des LTT besteht aus 24 Schauspielerinnen und Schauspielern, dazu kommen insgesamt ca. 100 weitere Beschäftigte in künstlerischen, verwaltenden und technischen Bereichen. (Stand:Juli 2009)
Als Landestheater spielt das LTT mehr als ein Viertel seiner insgesamt über 900 Vorstellungen jährlich bei Gastspielen in ganz [[Baden-Württemberg]], den angrenzenden Bundesländern sowie in der Schweiz und in Österreich. Gleichzeitig ist es Stadttheater für Tübingen und Reutlingen. Das Ensemble des LTT besteht aus 24 Schauspielerinnen und Schauspielern, dazu kommen insgesamt ca. 100 weitere Beschäftigte in künstlerischen, verwaltenden und technischen Bereichen. (Stand: Juli 2009)


== KJT Kinder- und Jugendtheater ==
== KJT Kinder- und Jugendtheater ==
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== Spielstätten ==
== Spielstätten ==
Das LTT verfügt heute über insgesamt vier unterschiedlich große Spielstätten (Platzkapazität zwischen 50 und 370<ref>Anzahl lt. Plan für den großen Saal: 289 Parkett + 81 Balkon</ref> Plätzen) in Tübingen, an denen jährlich ca. zwanzig eigene Produktionen gezeigt werden. Darüber hinaus entdeckt es immer wieder ungewöhnliche Orte als Spielstätten, zuletzt das Tübinger [[Landratsamt]] oder in der Spielzeit 2006/07 das Tübinger [[Stadtmuseum]]. Außerdem spielt das LTT regelmäßig auch [[Tübinger Sommertheater| Freilicht-Sommertheater]] an verschiedenen Orten, zuletzt im Rottenburger Stadtgraben und im Innenhof von [[Schloss Hohentübingen]].


Das LTT verfügt heute über insgesamt vier unterschiedlich große Spielstätten (Platzkapazität zwischen 50 und 370 Plätzen) in Tübingen, an denen jährlich ca. zwanzig eigene Produktionen gezeigt werden. Darüber hinaus entdeckt es immer wieder ungewöhnliche Orte als Spielstätten, zuletzt das Tübinger [[Landratsamt]] oder in der Spielzeit 2006/07 das Tübinger [[Stadtmuseum]]. Außerdem spielt das LTT regelmäßig auch [[Tübinger Sommertheater| Freilicht-Sommertheater]] an verschiedenen Orten, zuletzt im Rottenburger Stadtgraben und im Innenhof von [[Schloss Hohentübingen]]. Das LTT hat an sich selbst den Anspruch, „die Klaviatur der Widersprüche menschlichen Seins in allen Schattierungen zu spielen und damit ein Publikum zu erreichen, Inhalte zu transportieren, relevante Themen zu verhandeln und Denkprozesse in Gang zu halten“, so Intendantin '''Simone Sterr''', die das LTT seit der Spielzeit 2005/06 leitet.
Hinter dem Foyer gibt es das LTT Lokal [[Pantori]], eine Mischung aus Kneipe, Restaurant und Pizzeria, das gerne auch unabhängig vom Theaterbesuch besucht wird.


Hinter dem Foyer gibt es das [[LTT Lokal]], eine Mischung aus Kneipe, Restaurant und Pizzeria, das gerne auch unabhängig vom Theaterbesuch besucht wird.
An den Wänden der Fußgängerunterführung zum LTT ([[Reutlinger Straße]]/[[Ulrichstraße]]) befindet sich die Plastik ''Theater-Ensemble mit Königsmaske'' des 1995 in Tübingen verstorbenen Bühnenbildners [[Axel Manthey]].


An den Wänden der Fußgängerunterführung zum LTT ([[Reutlinger Straße]]/[[Ulrichstraße]]) befindet sich die Plastik ''Theater-Ensemble mit Königsmaske'' des 1995 in Tübingen verstorbenen Bühnenbildners [[Axel Manthey]].
== Inspiration und Motivation ==
"Theaterarbeit beginnt damit, die richtigen Fragen zu stellen. Auch die großen Fragen: Wie wollen wir leben und wozu? Darauf mit jeder Vorstellung eine grundsätzlich vorläufige und diskussionswürdige Antwort zu geben – das ist der rote Faden unserer Arbeit. Das muss nicht immer klappen. Aber es ist die Aufgabe von uns Theaterleuten. Das LTT ist ein Freiraum – ein Freiraum zum Spielen, Fühlen und Denken, der uns weiterbringen kann. Auch ohne Lösung. Das alles kann auch mal richtig laut werden. Spaß, Terror, Peinlichkeit, Erotik, Blödsinn, Vitalität. Nicht so ängstlich – im Alltag sind wir zaghaft genug!" so der Intendant '''Thorsten Weckherlin''' (seit 2014/15).<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Landestheater_T%C3%BCbingen Wikipedia zum LTT]</ref>
 
Das LTT hat an sich selbst den Anspruch, „die Klaviatur der Widersprüche menschlichen Seins in allen Schattierungen zu spielen und damit ein Publikum zu erreichen, Inhalte zu transportieren, relevante Themen zu verhandeln und Denkprozesse in Gang zu halten“, so Intendantin '''Simone Sterr''', die das LTT von der Spielzeit 2005/06 bis 2013/14 leitete.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Landestheater_T%C3%BCbingen#Chronik_der_Intendanten Intendantenliste LTT]</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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*[http://www.landestheater-tuebingen.de Offizielle Webpräsenz des Tübinger Landestheaters]
*[http://www.landestheater-tuebingen.de Offizielle Webpräsenz des Tübinger Landestheaters]
*[http://www.tuebingen.de/Dateien/E399_LTT_Findbuch.pdf Findbuch des Theaterarchivs 1945 - 2005 / Stadtarchiv Tübingen]
*[http://www.tuebingen.de/Dateien/E399_LTT_Findbuch.pdf Findbuch des Theaterarchivs 1945 - 2005 / Stadtarchiv Tübingen]
*[https://www.youtube.com/user/LTTonline Youtube-Kanal des LTT mit Trailern u.a.]


[[Kategorie:Theater]]
[[Kategorie:Theater]]
[[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]]
[[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]]
[[Kategorie:Südstadt]]
[[Kategorie:Südstadt]]

Version vom 16. Januar 2020, 16:51 Uhr


Landestheater Tübingen
Landestheater-Tübingen 2008.jpg
Theater
AdresseEberhardstraße 6
72072 Tübingen
Teilansicht des LTTs von der Eberhardstraße aus (2009)
Mittlerweile demontierter Schornstein der ehemaligen Stuhlfabrik
Ehemaliger Turm der Holzspäne-Absauganlage der Stuhlfabrik vor der Demontage
Landestheater Eingang abends, 2015

Historisches

Die Geschichte des Landestheaters Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen – so der volle Name des LTT – geht bis in die Nachkriegszeit zurück. Aus einer freien Schauspielgruppe entstand zunächst das „Städtische Schauspielhaus Tübingen“ mit dem Museumsaal als Spielstätte, das noch im Oktober 1945 eröffnete.

Saal im LTT

Der erste Spielleiter, Günther Stark, zuvor am Reichsgautheater Posen, konnte hier mit Unterstützung der französischen Militärregierung ein außerordentliches Ensemble um sich scharen. Berühmte Schauspieler aus Berlin wie Anna Dammann, [1] Elisabeth Flickenschildt, [2] Theodor Loos, [3] (bis 1947 wegen seiner Propagandatätigkeit im Nazi-Deutschland mit einem Berufsverbot belegt) und Erika von Thellmann [4] verliehen der jungen Bühne einen besonderen Glanz. Zahlreiche Theaterkarrieren nahmen hier ihren Ausgang. Zu den jungen Mimen zählte in den Nachkriegsjahren Hannes Messemer, [5] Horst Tappert, [6] Gustl Bayrhammer [7] oder Johanna von Koczian [8]. Die Bedenken der Stadtverwaltung, ob und womit das Theater in den harten Zeiten zu finanzieren sei, wischten die Franzosen leichthändig beiseite. Günther Gube, ein Schauspieler der ersten Stunde erinnert sich: Das Publikum verfolgte mit großer Begeisterung die Vorstellungen und ließ sich auch nicht abschrecken, als es zur Beheizung des Saales Holzscheite mitbringen musste und in Mänteln und Decken gehüllt die Aufführungen verfolgte. Über allem lag eine Aufbruchstimmung, die Schrecken waren vorüber. Auch für Hannes Messemer war nicht sein ausbezahlter Lohn das entscheidende:Wir bekamen zwar nur 150 Reichsmark Gage – aber die Franzosen gaben uns eine zweite Lebensmittelmarke und noch dazu durften wir im Offizierskasino essen, mit drei Gängen, Wein und sogar Zigaretten.[1]

1947 schlossen sich die Städte Tübingen und Reutlingen zu einem „Zweckverband Städtetheater Tübingen Reutlingen“ zusammen. Mit Unterstützung des damaligen Bundeslandes Württemberg-Hohenzollern ging daraus im Jahre 1950 das jetzige Landestheater hervor. Lange war das LTT auf das Museum als Spielstätte angewiesen – mit allen damit zusammenhängenden Erschwernissen wie fehlenden Werkstätten, provisorischen Probenräumen, ungenügender Theaterinfrastruktur.

Erst im Jahre 1975 wurde dann schließlich der endgültige und endlich auch eigene Spielort gefunden: die seit einem Jahr leer stehende Stuhlfabrik Schäfer wurde in einer vierjährigen Planungs- und Bauphase zum heutigen LTT-Stammsitz umgebaut. Eröffnet wurde die neue Spielstätte am 21. September 1979 mit Schillers „Die Räuber“. Nur fünf Jahre später wurde außerdem eine eigenständige Kinder- und Jugendtheatersparte am LTT gegründet. Seit 2002 wurde diese erfolgreich von Monika Hunze geleitet, ihr Nachfolger ist seit 2009 Michael Miensopust.

Als Landestheater spielt das LTT mehr als ein Viertel seiner insgesamt über 900 Vorstellungen jährlich bei Gastspielen in ganz Baden-Württemberg, den angrenzenden Bundesländern sowie in der Schweiz und in Österreich. Gleichzeitig ist es Stadttheater für Tübingen und Reutlingen. Das Ensemble des LTT besteht aus 24 Schauspielerinnen und Schauspielern, dazu kommen insgesamt ca. 100 weitere Beschäftigte in künstlerischen, verwaltenden und technischen Bereichen. (Stand: Juli 2009)

KJT Kinder- und Jugendtheater

Das 1984 gegründete Kinder- und Jugendtheater, kurz KJT, bildet innerhalb des LTT eine eigenständige Sparte. Seine 12 Mitarbeiter, davon allein fünf Schauspieler/innen, versuchen mit jeder Produktion, vor allem auch jüngere Menschen für das Theater zu interessieren und die ernsthafte Auseinandersetzung mit Stücken, Themen und Theaterformen zu suchen. Das KJT ist auch an Schulen und anderen Einrichtungen für Kinder- und Jugendliche tätig. 1990 wurde unter der Künstlerischen Leitung von Volker Quandt das Harlekin Theater gegründet. Die vom Harlekin-Theater entwickelten Produktionen "Theatersport","theatersportliche IMPRO-Show" und "IMPROamSTÜCK" sind alle im Genre des Improvisationstheaters angesiedelt.

Spielstätten

Das LTT verfügt heute über insgesamt vier unterschiedlich große Spielstätten (Platzkapazität zwischen 50 und 370[2] Plätzen) in Tübingen, an denen jährlich ca. zwanzig eigene Produktionen gezeigt werden. Darüber hinaus entdeckt es immer wieder ungewöhnliche Orte als Spielstätten, zuletzt das Tübinger Landratsamt oder in der Spielzeit 2006/07 das Tübinger Stadtmuseum. Außerdem spielt das LTT regelmäßig auch Freilicht-Sommertheater an verschiedenen Orten, zuletzt im Rottenburger Stadtgraben und im Innenhof von Schloss Hohentübingen.

Hinter dem Foyer gibt es das LTT Lokal Pantori, eine Mischung aus Kneipe, Restaurant und Pizzeria, das gerne auch unabhängig vom Theaterbesuch besucht wird.

An den Wänden der Fußgängerunterführung zum LTT (Reutlinger Straße/Ulrichstraße) befindet sich die Plastik Theater-Ensemble mit Königsmaske des 1995 in Tübingen verstorbenen Bühnenbildners Axel Manthey.

Inspiration und Motivation

"Theaterarbeit beginnt damit, die richtigen Fragen zu stellen. Auch die großen Fragen: Wie wollen wir leben und wozu? Darauf mit jeder Vorstellung eine grundsätzlich vorläufige und diskussionswürdige Antwort zu geben – das ist der rote Faden unserer Arbeit. Das muss nicht immer klappen. Aber es ist die Aufgabe von uns Theaterleuten. Das LTT ist ein Freiraum – ein Freiraum zum Spielen, Fühlen und Denken, der uns weiterbringen kann. Auch ohne Lösung. Das alles kann auch mal richtig laut werden. Spaß, Terror, Peinlichkeit, Erotik, Blödsinn, Vitalität. Nicht so ängstlich – im Alltag sind wir zaghaft genug!" so der Intendant Thorsten Weckherlin (seit 2014/15).[3]

Das LTT hat an sich selbst den Anspruch, „die Klaviatur der Widersprüche menschlichen Seins in allen Schattierungen zu spielen und damit ein Publikum zu erreichen, Inhalte zu transportieren, relevante Themen zu verhandeln und Denkprozesse in Gang zu halten“, so Intendantin Simone Sterr, die das LTT von der Spielzeit 2005/06 bis 2013/14 leitete.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Tübingen bei Kriegsende 1945, Wiedergabe eines Artikels von Stadtarchivar Udo Rauch, 2008
  2. Anzahl lt. Plan für den großen Saal: 289 Parkett + 81 Balkon
  3. Wikipedia zum LTT
  4. Intendantenliste LTT

Weblinks