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Josephine Caroline Lang

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Portrait von Josephine Caroline Lang
Portrait von Josephine Caroline Lang

Josephine Caroline Lang (* 14. März 1815 in München; † 2. Dezember 1880 in Tübingen) war eine deutsche Liedkomponistin, Pianistin, Klavierlehrerin und Sängerin der Romantik.

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie stammt aus einer bekannten Musikerfamilie: Ihr Vater war der Hofgeiger Theobald Lang, ihre Mutter die Kammersängerin Regina Hitzelberger. Josephine Lang galt als Wunderkind: Bereits mit fünf Jahren begann sie zu komponieren, mit elf debütierte sie öffentlich in München als Pianistin mit Variationen von Henri Herz.[1]

Im Jahr 1827 - Josephine war 12 Jahre alt - starb ihre Mutter, so dass sie mit Klavierstunden die Familienkasse aufbesserte, teilweise bis zu acht Stunden täglich.[1]

Aufgrund ihrer schwachen Gesundheit erhielt sie selbst zunächst Privatunterricht. Später besuchte sie ein Institut, wo sie besonderes Interesse an modernen Sprachen und Literatur entwickelte – Einflüsse, die sich vermutlich in ihren Liedkompositionen widerspiegeln.

Einflüsse und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie besuchte häufig ihren Paten, den Münchener Hofmaler Joseph Karl Stieler, nach dem sie auch ihren Vornamen erhielt. Dort begegnete sie zahlreichen bedeutenden Musikern, darunter Felix Mendelssohn Bartholdy, von dem sie ebenfalls Unterricht erhielt und der später Pate ihres ersten Sohnes Felix (18421868) wurde.[2]

1831 wurden die ersten Lieder veröffentlicht; weitere Sammlungen folgen rasch. Sie trat mit eigenen Liedern auf, die sie oft selbst am Klavier begleitete.[3]

Zwischen 1835 und 1839 war Josephine Lang als Sängerin der königlichen Hofkapelle in München tätig, konzertierte in Augsburg und München und pflegte Austausch mit dem Komponisten Stephen Heller, durch den sie Robert Schumanns Musik kennenlernte. 1838 musizierte sie in Salzburg vor Constanze Nissen (geb. Mozart) und deren Schwester Aloysia Lange. Eine geplante musikalische Weiterbildung in Wien wurde kurzfristig vom Vater verhindert.

Heirat und Umzug nach Tübingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Villa Köstlin, gesehen von der Rümelinstraße aus
Villa Köstlin, gesehen von der Rümelinstraße aus

Die zunehmende finanzielle Belastung nach dessen Tod 1839 und ihre eigene gesundheitliche Schwächung führten zu einem Kuraufenthalt in Bad Kreuth. Dort lernte sie ihren späteren Mann, den Tübinger Professor für Strafrecht und Dichter Christian Reinhold Köstlin (18131856) kennen. 1842 heiratete sie und hieß von da an Josephine Caroline Köstlin.[4]

Sie zog zu ihrem Mann nach Tübingen – ein einschneidender Wendepunkt in ihrem Leben. Köstlin lässt für seine Frau die Villa Köstlin bauen. Dort verkehrten vor allem Universitätsangehörige und Literaten wie Ludwig Uhland, Gustav Schwab, Friedrich Silcher oder Friedrich Theodor Vischer – teils Dichter, die Lang bereits in München vertont hatte. Während der Ehe vertont sie zudem Texte ihres Mannes; beide verstanden sich als künstlerische Einheit.[3]

Dennoch nimmt In Tübingen ihre kompositorische Produktivität deutlich ab: Während der Ehe entstehen durchschnittlich nur ein bis zwei Lieder pro Jahr. Das kulturelle Umfeld der Universitätsstadt unterscheidet sich zudem deutlich vom höfischen München, zudem fordert die neue Rolle als Ehefrau und bald auch Mutter eine Umstellung.[3]

Persönliche Schicksalsschläge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabstelle von Christian Reinhold Köstlin und seiner Frau Josefine Caroline geb. Lang auf dem Stadtfriedhof
Grabstelle von Christian Reinhold Köstlin und seiner Frau Josefine Caroline geb. Lang auf dem Stadtfriedhof

In den folgenden Jahren behinderten viele Schicksalsschläge ihre Arbeit als Komponistin, inspirierten sie aber auch zu zahlreichen Liedkompositionen.

Ab 1850 erkrankte ihr Mann an einem schweren Lungenleiden. Er verstarb schließlich 1856.

Selbst geschwächt war sie nun alleine verantwortlich und musste für ihre sechs Kinder, geboren zwischen 1842 und 1849[5], sorgen, von denen einige ebenfalls krank waren.[1] Dazu verdiente sie ihren Lebensunterhalt mit Klavier- und Gesangsunterricht. Zu ihren Schülern zählten u. a. der spätere König Wilhelm II. von Württemberg und Herzog Eugen von Württemberg.[6]

Sie versuchte sich wieder an eigenen Kompositionen, die aber zunächst erfolglos blieben. Mit Unterstützung von Ferdinand Hiller und Clara Schumann gelangen ihr wieder Veröffentlichungen, so vertonte sie vermehrt Werke aus dem Tübinger Umfeld, etwa von Ottilie Wildermuth, Ludwig Uhland und Albert Zeller.

Persönliche Rückschläge prägten ihr weiteres Leben: Sohn Felix erkrankte 1862 psychisch. Er starb 1868 bei einem Brand in der Anstalt Winnenden.[5] Nach dem Tod ihrer Söhne Theobald (1873) und Eugen (1880) verlor sie ihren Lebenswillen und starb am 2. Dezember 1880 in Tübingen. Beigesetzt ist sie auf dem Stadtfriedhof, in einem Grab mit ihrem Mann.

Kompositionsstil und Lebenswerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Josephine Lang verstand das Komponieren als persönliche Selbstaussprache mit therapeutischer Wirkung – eine Haltung, die sich auch in ihrer Textauswahl zeigt. Ihre Werke spiegeln Gemütszustände, Gesundheitslage und familiäre Schicksale wider. Dieses biografisch geprägte Schaffen wurde zu ihrem Markenzeichen und bewegte die Zuhörer emotional.[2]

An Ferdinand Hiller schrieb sie 1858:[7]

"Die göttliche Musik war allein im Stande, mich über das Schwerste was mich treffen konnte – hinüber zu tragen, und [sie] allein ist es, die mich im Drange so vielfacher Sorge u. Arbeit noch aufrecht erhält, und mir wie ein schützender Engel zur Seite steht – wo das harte Leben an Abgründe führt!"

Während ihre frühen Kompositionen bis etwa 1848 positiv aufgenommen wurden, überwogen zwischen 1858 und 1862 kritische Stimmen.[8]

Josephine Lang hinterließ über 300 Kompositionen, überwiegend Lieder sowie einige Chor- und Klavierwerke. Etwa die Hälfte davon ist bis heute unveröffentlicht.[3]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 14. März 2020 veröffentlichte Google ein Google Doodle zum 205. Geburtstag von Josephine Lang.[9]

Spuren in Tübingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Stadtviertel Alte Weberei ist die Josephine-Lang-Straße nach ihr benannt.
  • Im Januar 2016 wurde an der Villa Köstlin eine Gedenktafel angebracht.[10]
  • 2023 fand der 1. Josephine Lang-Wettbewerb fand im Rahmen des Tübinger Komponistinnen-Fests statt, dessen erster Preis mit 10.000 Euro dotiert war. Es beworben sich 68 Duos aus 31 Ländern. Der erste Preis ging an das Duo Nanami Nomura (Klavier) und Frieda Jolande Barck (Gesang).[11]

Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Ewige Nähe" von Josephine Lang (Op.8 Nr.3). Gesang Frieda Jolande Barck, Begleitung am Klavier: Nanami Nomura

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]