Jüdischer Friedhof Wankheim

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Jüdischer Friedhof
Jüdischer Friedhof Wankheim bei Tübingen.jpg
Friedhof
Der jüdische Friedhof Wankheim (Foto 2004)
Alte Grabsteine (2010)

Etwas außerhalb von Tübingen, nahe der B 28 in Richtung Reutlingen, liegt zwischen Wankheim und Kusterdingen am Waldrand ein alter jüdischer Friedhof. Er kann jeden 1. und 3. Sonntag im Monat 14-16 Uhr besichtigt werden (Frühjahr bis Herbst), außerhalb davon gibt es den Schlüssel beim Rathaus Wankheim. Die wichtigsten Informationen sind auf einer Tafel neben dem Eingang zu lesen.

Geschichte

Seit 1774 bis in die Zeit des 2. Weltkriegs wurden hier Menschen aus der Wankheimer jüdischen Gemeinde begraben. Nach Verlegung der Gemeinde nach Tübingen um 1884 wurde der Friedhof für Beerdigungen jüdischer Bürger aus Tübingen und Umgebung genutzt. Das älteste erhaltene Grab ist von 1788, das jüngste von 1941. [1] Viele Inschriften sind in hebräischer Schrift, manche auch in deutscher.
Der Friedhof hat drei Teile: den alten (bis um 1850) und den neueren (etwa 1900 bis 1941) mit nach Osten ausgerichteten Gräbern und den mittleren (ca. 1850 bis 1900) mit in einem Halbrund angeordneten Gräbern.

Möglicherweise gab es bereits im Mittelalter einen Tübinger Judenfriedhof. Im Schönbuch, südwestlich von Dettenhausen, ist eine Flurnamenbezeichnung Judenkirchhof zu finden. Bei Grabungen in diesem Gebiet hat man menschliche Schädel und Gebeine gefunden.[2]
1939 wurden 65 Grabsteine umgeworfen (Wankheim 1995, S. 27). Weitere Friedhofsschändungen fanden in den Jahren 1950, 1986 und 1989 statt.


Der Wankheimer Friedhof ist heute weitgehend eine Gedenkstätte. Der Förderverein hat 2020 das Eingangstor erneuert. Der gesamte Friedhof mit seinen 137 z.T. verwitterten Grabsteinen wurde von Benigna Schönhagen 2021 in einem Gutachten als sanierungsbedürftig eingeschätzt. Im April 2024 sind nach Aussage von Bürgermeister Jürgen Soltau (Kusterdingen) die meisten Grabsteine inzwischen saniert; die Gemeinde hat einen neuen Zaun errichtet und Holzschnitzel auf dem Weg zum Eingang aufgeschüttet.[3]

Stele mit Gedenkbuch

Am 2. April 2024 wurde eine vom Künstler Jochen Meyder gestaltete Stele mit einem wetterfesten Gedenkbuch offiziell übergeben. In dem Buch werden 56 Schicksale von Opfern der NS-Judenverfolgung dokumentiert, die mit Tübingen und Wankheim in Verbindung stehen. Das Kreisarchiv hat die Informationen zusammengetragen, unterstützt von Jugend-Guides des Landkreises.[4]

Video: Führung über den Friedhof

Kennen Sie Tübingen? Der jüdische Friedhof Wankheim, Führung von Kreisarchivar Wolfgang Sannwald, Einleitung: Kulturamtsleiterin Dagmar Waizenegger, Youtube-Video von 2023

Weblinks

Neuere Grabsteine (bis 1941, Foto 2010)
Gedenkstein an 14 von den Nazis ermordete Tübinger Juden (darunter auch sechs getaufte), gestiftet 1948 von dem KZ-Überlebenden Victor Marx, der drei seiner engsten Verwandten verloren hatte (2008)

Literatur

  • Frowald Gil Hüttenmeister: Der jüdische Friedhof Wankheim, Stuttgart 1995 (Beiträge zur Tübinger Geschichte Bd. 7)
  • Benigna Schönhagen: Der jüdische Friedhof Wankheim. Stätte der Erinnerung, historisches Dokument und Gedenkort. Schriftenreihe des Fördervereins für jüdische Kultur in Tübingen e.V., Band II (mit einem Vorwort von Wilfried Setzler), Tübingen 2021, Gutachten online mit Fotos

Siehe auch

Synagoge

So sieht's der Vogel

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Quellen