Gedenktafel: 'Sie sind nicht vergessen': Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 17. September 2017, 13:00 Uhr

„Sie sind nicht vergessen“ titelt eine Gedenktafel in Tübingen zur Erinnerung an frühere demokratisch gewählte Gemeinderäte, die jedoch 1933 im Zuge der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten zwangsweise aus dem Amt gedrängt worden waren. Die Tafel wurde 2015 im Tübinger Rathaus installiert.[1]

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Vergangenheitsbewältigung enthüllten die seinerzeit jüngsten und ältesten Mitglieder des Stadtrates, Vera Paulmann und Bruno Gebhart, beide zugleich Mitglieder der Partei Alternative Liste/Die Grünen, am 10. November 2015 im Tübinger Rathaus eine Gedenktafel zur Erinnerung an die 28 Tübinger Stadträte, die Opfer des Nationalsozialismus geworden waren. Nach Kriterien wie „berufliche Nachteile“ oder „Diskriminierung“ schließlich werden allerdings nur 7 Gemeinderäte namentlich genannt. Der Pfrondorfer Klaus te Wildt verfasste als Mitglied des Tübinger Gemeinderats folgenden auf der Gedenktafel wiedergegebenen Text:

"Sie sind nicht vergessen. Die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten begann mit der Gleichschaltung. Am 31. März 1933 wurden auch in Tübingen die frei gewählten Mitglieder des Gemeinderats aus ihren Ämtern vertrieben. Viele wurden Opfer von Unrecht und Verfolgung. Sie wurden überwacht, bedroht, in KZ-Haft verbracht oder erlitten berufliche Nachteile und Diskriminierung im Alltag. Zu ihnen zählten Hugo Benzinger (KPD), Dr. Simon Hayum (DDP), Josef Held (Zentrum), Otto Koch (SPD), Josef Schleicher (Zentrum), Paul Schwarz (Zentrum), Arno Vödisch (SPD)."[2][1]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadträtin der Partei Die Linke im Tübinger Gemeinderat, Angela Hauser, äußerte sich später kritisch über die Art und Weise der Nennung von Otto Koch auf der Gedenktafel. Zwar war der prominente Gewerkschafter, eine der führenden Persönlichkeiten der Tübinger Arbeiterbewegung, tatsächlich 1933 als Stadtrat aus seinem Amt entfernt worden. Allerdings trat Koch dann 1937 in die einzig verbliebene „Partei“ ein - und blieb dort bis zu seinem Tod im Jahr 1944; ein großer Propaganda-Erfolg für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.[2]

Literatur (unvollständig)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Ulmer: Zerstörte Demokratie. Zwangsweise ausgeschiedene Tübinger Stadträte 1933. Eine Dokumentation ( = Kleine Tübinger Schriften, Heft 39), hrsg. von der Geschichtswerkstatt Tübingen e.V., Tübingen: Universitäts-Stadt Tübingen, Fachbereich Kultur, 2013, ISBN 978-3-941818-16-3, S. 25ff. u.ö.; Inhaltsangabe
  • Ulrike Baumgärtner, Martin Ulmer: Simon Hayum – Erinnerungen aus dem Exil. Lebensweg eines Tübinger Bürgers ( = Kleine Tübinger Schriften), hrsg. der Geschichtswerkstatt Tübingen, Tübingen: Kulturamt, 2005 ISBN 3-910090-66-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus te Wildt: Sie sind nicht vergessen, ausführlichere Gedenkrede vor der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung vom 18. März 2013 auf der Seite der SPD-Gemeinderats-Fraktion Tübingen, veröffentlicht am 19. März 2013
  • o.V.: Zerstörte Demokratie auf der Seite des Vereins Geschichtswerkstatt Tübingen [ohne Datum]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Damit die Opfer nicht vergessen werden. Eine Gedenktafel im Rathaus erinnert an Stadträte, denen die Nazis 1933 ihr Amt raubten auf der Seite des Schwäbischen Tagblatts vom 11. November 2015, zuletzt abgerufen am 2. August 2017
  2. 2,0 2,1 Angela Hauser: Nicht alle waren Helden, Beitrag zur Gedenktafel und zur Biographie einiger darauf genannter Tübinger Persönlichkeiten auf der Seite der Partei Die Linke, Kreisverband Tübingen vom 26. Februar 2014, zuletzt abgerufen am 2. August 2017