Güterbahnhof (historisch)

Aus TUEpedia
Wechseln zu:Navigation, Suche


Blick von der Eisenbahnstraße auf den Güterbahnhof mit seiner Lagerhalle (2011)
Nördliche Laderampe im März 2019
Blick von der Blauen Brücke im Juni 2011
Die gleiche Perspektive wie oben: Bäumchen "gerodet" und Weichen bereits abgebaut (Januar 2014)

Der historische Güterbahnhof lag zwischen der Eisenbahnstraße im Süden, der Bahnstrecke Tübingen-Stuttgart östlich der Blauen Brücke und westlich der Kleingärten (nördlich des Au-Brunnens). Er bildet heute das Neubaugebiet Alter Güterbahnhof.


Geschichte

Nachdem der Hauptbahnhof durch die Verlängerung der Zugstrecke von Stuttgart über Tübingen hinaus nach Horb (Obere Neckarbahn (Fertigstellung in Abschnitten zw. 1861 und 66, zweigleisiger Ausbau 1888), und durch die Nebenstrecken nach Hechingen (Hohenzollernbahn 1867 bis 78) und Herrenberg (Ammertalbahn 1910) ausgebaut wurde und außerdem der Zugverkehr an Personen und Waren zunahm, wurde ab 1910 ein Güterbahnhof auf den damals außerhalb der Stadbebauung liegenden, nur als Exerzierplatz dienenden Wiesen ("Unterer Wöhrd") errichtet. 1913 wurde die erhaltene Güterhalle mit Verwaltungsgebäude, letzteres im Heimatschutzstil, fertiggestellt.

In die mutmaßlich vor dem 2. Weltkrieg eingebaute Brandwand, die früher die Güterhalle in zwei gleich große Abschnitte teilte (heute ca. ⅔ Westen zu ⅓ im Osten), wurde 1939 [1] von den Nationalsozialisten ein Beobachtungs- und Schießstand aus Beton (Foto auf www.ldns-tuebingen.de) in der Lagerhalle eingerichtet, der zur Überwachung der dort eingesetzt Zwangsarbeiter diente. Dieser wurde als "authentisches Mahnmal an die geschundenen Zwangsarbeiter"[2] eingestuft und begründet auch den Denkmalschutz.

Am 30. Dezember 1989 wurde die Stückgutbeföderung der Bahn eingestellt. Danach kamen nur noch Massengüter wie Öl, Betonrohre, Kohle, Schotter oder Holz im Güterbahnhof an. Diese wurde naturgemäß nicht mehr über die Güterhallen abgefertigt. 1991 wurden die Gleise des Güterbahnhofs dann zur Verladung der Fahrzeuge der Französischen Garnison ein letztes Mal gebraucht.[3].

Im Oktober 2010 wurde dieses Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und so vor dem Abriss für das damals bereits geplante Neubaugebiet geschützt.[4]

Bei dem Rückbau der Gleisanlagen des Güterbahnhofs wurden östlich des alten Güterbahnhofs 2 Abstellgleise und eine Zufahrt bis zum Gleis zum Entladen von Wagons auf LKWs errichtet. Bisher wurden hier nur sehr große Ladungen wie ein übergroßer und sehr schwerer Trafo für eine Umspannstation in Nehren umgeladen.

Das Gebäude

Die Pläne wurden von Carl Bosch (* 1851 - † 1918), dem Chefplaner der "Königlichen Eisenbahn-Hochbausektion" in (Bad) Cannstatt, gezeichnet und in Tübingen eingereicht. Noch am selben Tag wurden diese vom Gemeinderat befürwortet. Sie sind in der Sammlung des Tübinger Stadtarchivs erhalten.[4]

Westlich des Verwaltungsgebäudes als Kopfbau wurde eine 14 m breite (zuzügl. ca. 4 m Dachüberstand über den Laderampen) und 49,6 m lange Güterhalle, die wie das Verwaltungsgebäude auch komplett unterkellert ist,[2] gebaut. In deren östlicher Verlängerung wurde eine 20,83 m lange offene Halle gleich mitgebaut. Dieser Anbau wurde jedoch nach einem Beschluss von 1911 während der Errichtung auch außen verkleidet. Man baute daher eine weitere östliche Verlängerung von 12,44 m als offene Halle.[4] Diese letzte Verlängerung von 12,44 m und ein Raster von ca. 4,50 m der Halle[5] wurde bei der Erschließung des Neubaugebiets Alter Güterbahnhof abgerissen, um Platz für den Kurt-Schwägerle-Weg zu machen.

Alte Fotos

Neue Fotos


Weitere Infos

Quellen

  1. www.neckar-chronik.de/Nachrichten/Stadtarchivar-Udo-Rauch-fuehrte-durch-den-Gueterbahnhof-231154.html
  2. 2,0 2,1 www.tuebingen.de/Dateien/WBW_Tueb_Auslobung72.pdf Seite 19
  3. www.tagblatt.de/Nachrichten/Vor-hundert-Jahren-plante-Carl-Bosch-den-Gueterbahnhof-231261.html
  4. 4,0 4,1 4,2 "Schwelle zur Moderne - 150 Jahre Eisenbahnen Tübingen", Universitätsstadt Tübingen - Fachbereich Kultur - Stadtmuseum, Seite 89ff, Tübingen 2011, ISBN 978-3-941818-08-8
  5. Vgl. Luftbilder ([1] und [2] Seite 19) mit Grundrissplan ([3] Seite 19) durch Benutzer Qwave