Friedrich Hölderlin

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Gemälde von 1792
Büste am Hölderlinturm
Grab auf dem Stadtfriedhof
Emmerich Andresens Hölderlin-Denkmal in Tübingen
Kunstaktion von Ottmar Hörl im Oktober 2020: Hölderlin-Plastiken am Holzmarkt...
... und an der Neckarmauer
Hölderlins Signatur

Der Dichter Friedrich Hölderlin (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, † 7. Juni 1843 in Tübingen)
studierte von 1788 bis 1793 als Stipendiat des Tübinger Stifts an der Universität Tübingen zunächst die Freien Künste (Artes liberales) und dann, nach dem Erwerb des Magistergrades, Theologie. In der zweiten Hälfte seines Lebens, seit 1806, lebte er wieder in Tübingen, zunächst als Patient in dem von Professor J.H.H. Ferdinand Autenrieth geleiteten Universitätsklinikum. Von 1807 bis zu seinem Tod wohnte er 36 Jahre in einem Turm am Neckarufer. Dieser Hölderlinturm mit seinem kleinen, 2020 neu konzipierten Museum hat sich zum Tübinger Wahrzeichen entwickelt.

An den Dichter erinnern in Tübingen außerdem das Hölderlin-Denkmal von 1881 im Alten Botanischen Garten, Büste und Erinnerungstafel am Hölderlinturm, eine weitere Büste in der Neuen Aula, das Grabdenkmal auf dem Stadtfriedhof und der Name einer zentralen Straße der Stadt, (ferner eine Apotheke und eine Cafeteria in der Psychiatrischen Klinik). Desweiteren gibt es eine Hölderlin-Uhr mit Altstadt-Motiv.

In seinem Andenken werden seit 1989 alle zwei Jahre der Friedrich-Hölderlin-Preis der Universität und der Universitätsstadt Tübingen [1] und seit 2017 jährlich die Hölderlin-Plakette verliehen.

Genealogie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Hölderlin stammte aus einer württembergischen Ratsherren- und Pfarrers-Familie, die der sogenannten Ehrbarkeit angehörte. Der Vater Heinrich Friedrich Hölderlin (1736–72) war als Jurist Klosterhofmeister und geistlicher Verwalter in Lauffen am Neckar und dazu Hofgerichtsadvokat in Tübingen, Sohn des Friedrich Jakob Hölderlin (1703–62), Klosterhofmeister und geistlicher Verwalter in Lauffen am Neckar, und der Elisabeth Juliane Haselmayer. Die Mutter war Johanna Christiana (1748–1828), Tochter des Johann Andreas Heyn (1712–72)[2] , Pfarrer in Cleebronn, und der Johanna Rosina Sutor (1725–1802), die wesentlich Anteil an der Erziehung Hölderlins hatte. Stiefvater war Johann Christian Gock (1748–79), Weinhändler und Bürgermeister in Nürtingen sowie Kammerrat. Urgroßvater väterlicherseits war Johann Conrad (1672–1719), Pfleger des Klosters Murrhardt und geistlicher Verwalter in Großbottwar. Urgroßvater mütterlicherseits (?) war Wilhelm Conrad Haselmayer (1663–1721), Prälat zu Murrhardt. Urgroßvater mütterlicherseits war Jeremias Heyn, Bauer und Metzgermeister in Friemar bei Gotha, Wolfgang Sutor (1690–1763), Dekan in Lauffen. Halbbruder war Karl Gock (1776–1849), Hof-Domänenrat. Die Schwester hieß Heinrike (1772–1850), verehelicht 1792 mit Christian Matthäus Theodor Breunlin (1752–1800), seit 1785 Professor an der evangelischen Klosterschule Blaubeuren.[3]

Hölderlin und Tübingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn eine Stadt mit Friedrich Hölderlin in Verbindung gebracht wird, ist es Tübingen, wo er mehr als die Hälfte seines Lebens verbrachte; dabei ist der Teil seines Werks, der seinen Ruhm begründet, gar nicht dort entstanden. Tübingen aber ist Hölderlins Schicksalsort. Hier verdichten sich auf engstem Raum Wegmarken seiner Biografie: das Stift, die Klinik, der Turm, das Grab. 1788 zog Hölderlin gemeinsam mit Hegel zum Theologiestudium in das Evangelische Stift ein, zwei Jahre später folgte Schelling. In einer Zeit großer politischer Umbrüche kamen drei Geister zusammen, die vom Stift auszogen, um Sprache und Philosophie zu revolutionieren. 13 Jahre später kehrte Hölderlin unfreiwillig nach Tübingen zurück, eingewiesen in das Universitätsklinikum, nur wenige Schritte vom Stift entfernt, dem Ort seiner jugendlichen Hoffnungen. Nach dem Misserfolg der psychiatrischen Behandlung fand er nahe der Klinik Aufnahme in einem ehemaligen Färberhaus, das sich an die Fundamente eines alten Wehrturms anlehnt. Im Turm lebte er die folgenden 36 Jahre, bis zu seinem Tod am 7. Juni 1843. Auf dem Tübinger Friedhof findet man sein Grab. Hölderlins Aufnahme in den Turm war ein Akt der Inklusion. Trotz diagnostizierter Geisteskrankheit lebte er nicht isoliert, sondern wurde in den Alltag seiner Kostgeber, der Familie Zimmer, integriert. Für folgende Generationen im Stift wurde er zur Attraktion. Auf sie übte er, der das Leben in der Dichtkunst nach ihrer Auffassung so weit getrieben hatte, dass sein Verstand daran zugrunde ging, eine große Anziehung aus. So steht Tübingen auch am Beginn der Hölderlinrezeption: mit den schwäbischen Romantikern, die ihn in ihrer Tübinger Studentenzeit besucht hatten und sich später seines Werks annahmen. Die Identität der Stadt ist bis heute mit diesem literarischen Erbe verbunden. Unter anderem ein jährlich ausgeschriebenes Stadtschreiberstipendium für Lyrik und das Bekenntnis zur Literatur als Schwerpunkt der Kulturkonzeption sind ein Ausdruck dessen. [4]


Weiteres zu Leben und Bedeutung siehe Literatur und Weblinks.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hölderlin in Tübingen. [Für die Ausstellung im Hölderlin-Turm in Tübingen.] Bearbeitet von Werner Volke. 4. Aufl. Marbach am Neckar: Deutsche Schillergesellschaft 2001 (Marbacher Magazin, 11. Sonderheft). - 77 S., Abb. - ISBN: 978-3-928882-02-3
  • Volker [Karl] Schäfer: Aus dem "Brunnen des Lebens". Gesammelte Beiträge zur Geschichte der Universität Tübingen. Festgabe zum 70. Geburtstag. Hrsg. von Sönke Lorenz ... Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag 2005 (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte, 5). - 413 S., Abb. [Enthält auch mehrere Aufsätze zu Hölderlin.]
  • "... an der Galeere der Theologie"? Hölderlins, Hegels und Schellings Theologiestudium an der Universität Tübingen. Hrsg. von Michael Franz. (redaktionelle Mitarbeit: Valérie Lawitschka, Hans Gerhard Steimer.) (Tübingen: Hölderlin-Gesellschaft; Eggingen: Edition Isele 2007) (Schriften der Hölderlin-Gesellschaft, Bd. 23/3 = Materialien zum bildungsgeschichtlichen Hintergrund von Hölderlin, Hegel und Schelling, Bd. 3). 523 S. - ISBN 978-3-86142-430-7
  • Reinhard Breymayer: Freimaurer vor den Toren des Tübinger Stifts: Masonischer Einfluss auf Hölderlin? In: Tubingensia: Impulse zur Stadt- und Universitätsgeschichte. Festschrift für Wilfried Setzler zum 65. Geburtstag. Herausgegeben von Sönke Lorenz und Volker [Karl] Schäfer in Verbindung mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen. Redaktion: Susanne Borgards. (Ostfildern:) Jan Thorbecke Verlag, 2008 (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte, 10), S. 355 - 395. - ISBN 978-3-7995-5510-4.
  • Volker [Karl] Schäfer: Das Stammbuch des Tübinger Stiftlers August Faber mit seinem Hölderlin-Eintrag von 1789. In: Tubingensia [...], S. 397 - 426.


Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lyrische Suite / Das untergehende Vaterland, 1992, 16 mm, 84 min.
  2. Hölderlin Comics, 1994, 16 mm, 90 min.
  3. Scardanelli, 2000, 35 mm, 112 min. (Uraufführung: Open-Air-Filmprojektion vor dem Hölderlinturm Tübingen, 20. Oktober 2000
  • Passion Hölderlin, von Harald Bergmann, 2003, Digibetacam, 66 min.
  • Hölderlins Echo, 2023, experimenteller Dokumentarfilm von Susanne Marschall (Tübingen) und Hannes Rall (Stuttgart), Arsenal Filmverleih, 89 min., Kinostart 19.10.2023 im Kino Arsenal.[6][7] FBW-Prädikat besonders wertvoll. [8]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. tuebingen.de/hoelderlinpreis
  2. Vgl. Reinhard Breymayer: Vom schöngeistigen Klosterschüler zum pietistischen Stiftler: Unbekannte Briefe von [Friedrich] Hölderlins Onkel Wolfgang Friedrich Heyn (1745–1766). Mit einer neuentdeckten Hochzeitsrede Nathanael Köstlins auf die Vermählung von [Friedrich] Hölderlins Schwester (1792). In: In Wahrheit und Freiheit. 450 Jahre Evangelisches Stift in Tübingen. Hrsg. von Friedrich Hertel. Stuttgart (1986) (Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte. Hrsg. von Martin Brecht und Gerhard Schäfer, Band 8), S. 128–176.
  3. Glaubrecht, Martin, „Hölderlin, Friedrich“, in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 322-332.
  4. 250 Jahre Hölderlin - Das Jubiläumsjahr. Hölderlin 2020, Programm. Hrsg.: Thomas Schmidt im Auftrag der Deutschen Schillergesellschaft Marbach am Neckar, 287 S., Stuttgart: Offizin Scheufele, 2020, S. 54 f.
  5. Webseite Hölderlin-Filme von Harald Bergmann
  6. Hölderlins Echo, Film-Site hoelderlins-echo.com
  7. Hölderlins Echo, Filmkritik, Trailer, kino-zeit.de
  8. Deutsche Film- und Medienbewertung FBW, fbw.film-bewertung.com

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]