Einsiedel

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Oberhalb des Neckars nördlich von Kirchentellinsfurt und rund 2,5 km östlich von Pfrondorf gelegen, ist eine ca. 2 km im Durchmesser große Lichtung im Schönbuch-Wald, die Einsiedel heißt.


Erste Besiedelung vor 1482

Es wurde auf Einsiedel ein römischer Münzenschatz ausgegraben. Daher nimmt man an, dass dort ein römischer Gutshof gestanden haben muss. Die überschwemmungssichere Hochebene mit recht fruchtbarem Boden diente sicher schon damals als Ackerfläche.

Bereits 1280 wird Einsiedel urkundlich erwähnt. Es ist anzunehmen, dass auf Grund des Namens dort eine Einsiedelei stand.[1]


Das Schloss und das Kloster

Katholische Tagungs- und Veranstaltungsstätte Schloss Einsiedel (privat)

1482 ließ Graf Eberhard im Bart sich dort ein Jagdschloss bauen. Von diesem sind nur noch die Reste eines Wohnturmes erhalten. Das heute als katholische Tagungs- und Veranstaltungsstätte bestehende Gebäude ist ein Anbau von 1619.

Im Jahre 1492 gründete Graf Eberhard im Bart ein Kloster nach seinen Vorstellungen. Dort lebten, arbeiteten und beteten einfache Bürger, Adlige und kirchliche Brüder als Mönche von allen drei Ständen unter einem Dach. Dieses war damals revolutionär. In diesem Stift St. Peter, das nach der Reformation aufgegeben und zum Bau des Schlosses Hohentübingen abgetragen wurde, wollte der Graf begraben werden. So geschah es auch nach seinem Tod am 25. Februar 1496 in Schloss Hohentübingen. Allerdings wurde er 1537 umgebettet in die Tübinger Stiftskirche, in der nun nach dem Willen von Herzog Ulrich im Chorraum die Grablege des württembergischen Herrscherhauses angelegt wurde.[2]

Der Weißdorn

Als Graf Eberhard im Bart 1468 von seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land zurückkehrte, pflanzte er einen mitgebrachten Weißdorn-Trieb im Hof des Schlosses Einsiedel an. Dieser Baum ist durch verschiedene Gemälde und Überlieferungen nachgewiesen. Ludwig Uhland schrieb ein Gedicht über diesen. Als der Baum später zu ausladend wurde, wurden seine Äste mit steinernen Säulen abgestützt. Diese stehen noch heute im Hof und an der Durchgangsstraße, als Bänke zweckentfremdet. Der derzeitige Weißdorn an der selben Stelle soll ein direkter Nachkomme des historischen sein.


Lustschloss und Alleen

Die Achsen der Alleen in einem Luftbild rekonstruiert. Blick nach Süden. Im Hintergrung Kirchentellinsfurt, der Neckar mit dem Baggersee und der Wasserhochbehälter des Neckar-Kraftwerkes. Das braune Gebäude in der Nähe des Schnittpunktes der Alleen ist die große, hölzerne Feldscheune (2004)

Um das Jahr 1765 bis 1770 ließ Herzog Karl Eugen von Württemberg auf Einsiedel ein anscheinend nur in Fachwerkbauweise gebautes Lustschloss im Stil der Stuttgarter Solitude bauen. Ob es je ganz fertiggestellt wurde ist zweifelhaft. Jedoch zeugen die strahlenförmigen Alleen (heute zum Teil nur einfach Wege) in 15° Winkel (Sonnenbewegung in der Epik in einer Stunde) die nur zum Teil durch den Bau des Wasserkraft-Hochbehäters am südlichen Lichtungsrand und durch zwei verloren gegangene Wege gestört ist. Reste des Schlosses, das im Zentrum der fächerförmigen Alleen, dort wo heute eine riesige Holzfeldscheune steht, vermutet werden, gibt es nicht. Bereits auf Bildern um 1900 sieht man schon die große Hölzerne Feldscheune an dieser Stelle.[3]

Die auf dem Bild links durch schwarze Striche eingezeichneten Allee-Achsen wurden durch die vorhandenen Straßen und Wege rekonstruiert und lediglich verlängert. Eine Achse, die zur linken unteren Bildecke führen würde, fehlt, da es keinen sichtbaren Punkt für die Existenz dieser Achse mehr gibt. Die nach rechts unten zeigende West-Nord-West Achse ist als Weg/Allee verschwunden. Aber eine kleine Brücke über den Graben westlich der Durchgangsstraße lässt die Lage einfach auffinden.[4] Die Allee die von Dettenhausen kommend ("Bebenhauser Allee") nach Einsiedel führt gerade durch den Schnittpunkt der Achsen auf das Tor des Schlosses Einsiedel zu. Dieses war laut den erhaltenen Plänen des Lustschlosses und der Alleen die Hauptachse und durchschnitt das Lustschloss das quer dazu stand genau in der Mitte.[5]

Jedoch blieb das von Herzog Karl Eugen gegründete Gestüt bis zum Abriss der Bauten im Jahre 1965 zumindest baulich erhalten.[6]. Der Kopfstein gepflasterte Hof auf der Zufahrt zum Schloss Einsiedel zeugt noch davon.

Die heute dort stehenden eingeschossigen vier Wohnhäuser an der Ostseite des Kopfsteinpflaster-Hofes stehen dort, wo das Gestüt sein Hauptgebäude hatte.

Heute

Felder auf Einsiedel südlich der Gebäude in Richtung Kirchentellinsfurt (2004)

Die ganze Lichtung ging 1823 bis auf die Reste des Schlosses in den Privatbesitz des württembergischen Königs über und untersteht noch heute der herzoglich württembergischen Hofkammerverwaltung.[7] Diese hat die Lichtung an die Südzucker AG verpachtet, die dort Saatversuche an Zuckerrüben unternimmt. Zwischen den Rübenanpflanzungen werden abwechselnd Winter- und Sommerweizen angepflanzt und zum Teil noch vor Ort zu Industrie-Alkohol verarbeitet.[8]

An den etwas vom Wald eingewachsenen Grenzsteinen des Klosters rund um die Lichtung ist zu sehen, daß sich das Gelände seit mehreren hundert Jahren nicht wesentlich verändert hat. Erkennbar sind die Grenzsteine an den Symbolen des Klosters Stift St. Peter: die gekreuzten Schlüssel des heiligen Petrus.[9][10]

Das Hofgut Einsiedel gehört heute zur Gemeinde Kirchentellinsfurt. Neben dem Verwalter des Hofes, leben noch weitere Menschen in den Gebäuden, die in den sechziger Jahren über die Fundamente des alten Gestütes gebaut wurden. Diese Häuser sind vermietet.[11]

Morgen

Der Automobilkonzern Daimler-AG hat nach einem Verkaufsangebot des Hauses Württemberg, dem die Liegenschaft gehört, die Pläne für ein Prüf- und Technologiezentrum mit einer mehrere Kilometer langen Teststrecke in nicht öffentlicher Sitzung dem Gemeinderat in Kirchentellinsfurt vorgestellt. [12]. Aktuell gab es noch keine Entscheidung. Problematisch für eine eventuelle Genehmigung wäre die erforderliche Genehmigung durch den Regierungspräsidenten für die Änderungen des Flächennutzungsplanes. Außerdem wird ein solches Vorhaben wegen dem um Einsiedel herum liegenden Naturpark Schönbuch sicherlich auf Proteste der Bevölkerung stoßen.
Infoseite über das geplante Testzentrum - daimler.com

So sieht's der Vogel heute

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Siehe auch

Geschichtlicher Lehrpfad Einsiedel


Quellen

  1. "Der Einsiedel bei Tübingen" von Siegwalt Schiek (Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, Seite 11 (1982)
  2. /de.wikipedia.org/wiki/Stift_St._Peter_(Einsiedel)
  3. "Der Einsiedel bei Tübingen" von Siegwalt Schiek (Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, Seite 22-27 (1982)
  4. Eigene Beobachtungen und Recherchen eines ehemaligen Anwohners von 2003 bis 2004: Benutzer:Qwave
  5. "Der Einsiedel bei Tübingen" von Siegwalt Schiek (Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, Seite 24f (1982)
  6. "Der Einsiedel bei Tübingen" von Siegwalt Schiek (Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, Seite 16f (1982)
  7. de.wikipedia.org/wiki/Stift_St._Peter_(Einsiedel)
  8. Eigene Beobachtungen und Recherchen eines ehemaligen Anwohners von 2003 bis 2004: Benutzer:Qwave
  9. "Der Einsiedel bei Tübingen" von Siegwalt Schiek (Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, Seite 80f (1982)
  10. Eigene Beobachtungen und Recherchen eines ehemaligen Anwohners von 2003 bis 2004: Benutzer:Qwave
  11. Eigene Beobachtungen und Recherchen eines ehemaligen Anwohners von 2003 bis 2004: Benutzer:Qwave
  12. Artikel im Tagblatt vom 24.09.2011


Internet-Quellen und Verweise