Eberhardskirche

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Eberhardskirche (seit 1911-02-26)
Eberhardskirche-tuebingen.jpg
Andachtsstätte
AdresseEugenstraße 30
72072 Tübingen
Webhttps://www.eberhardskirche.de
ArchitektMartin Elsaesser
Die Eberhardskirche auf einer alten Postkarte, Südseite am Volksgarten. Das Pfarrhaus ist unten links als Foto eingefügt
Gesamtansicht von Nordosten (Jan. 2021)
Der Turm und die große Platane (April 2021)

Die evangelische Eberhardskirche in der Eugenstraße 28 ist eine 1910 bis 1911 von Martin Elsaesser erbaute Kirche hauptsächlich aus rotem Klinker. Sie ist in der Sichtachse der Ulrichstraße platziert. Die Kirche wurde nach Graf Eberhard im Bart benannt.

Die als schlichter "Betsaal" ohne Turm und bunte Fenster gestaltete Kirche wurde von Kritikern dieses Baustils verächtlich als Seelenturnhalle bezeichnet. [1] Der Vergleich mit einer Turnhalle ist nicht so abwegig, wenn man z.B. die ebenfalls von Elsaesser im Jahr 1914 gebaute Turnhalle der Stuttgarter Wagenburgschule als Vergleich nimmt. Außerdem waren damals Rohbacksteinbauten im württembergischen Kirchenbau noch unüblich.


Planungsphase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 1908 wurden von Martin Elsaesser die ersten Skizzen für eine Kirche an dieser Stelle gemacht. Es galt der schnell gewachsenen Südstadt ein Gebäude für die seelsorgerliche Betreuung zu geben. Dieser erste Entwurf (Ausführungspläne von März 1909) nur fünf statt den heutigen sechs vertikalen Fenster auf der Nordseite. Es waren 627 Sitzplätze vorgesehen. Wegen des voraussichtlichen Wachstums der Südstadt wurden die Pläne für eine größere Kapazität (jetzt 759 Sitzplätze) und einen entsprechend höheren Kostenrahmen überarbeitet. [1]

Im Juli 1909 wurden die neuen Ausführungspläne vom Dekan Karl August Elsaesser, dem Vater des Architekten, als Vertreter der Bauherren unterschrieben. Schon ein Gutachten zur Bewältigung technischer Fragen zu einer zuerst geplanten ”Wanderkirche” wurde vom Dekan bei seinem Sohn 1908 beauftragt.[1] Die Baugenehmigung wurde am 30. November 1909 erteilt.[1]

Das dazugehörige Pfarrhaus wurde recht schmucklos ebenfalls mit Backstein-Sichtmauerwerk auf der anderen Straßenseite, dem heutigen Gebäude Eugenstraße 21, zeitgleich von Martin Elsaesser erbaut.


Einweihung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einweihung fand am 26. Februar 1911 statt.[1] Da der Kirchengemeinderat dem Architekten nicht vom Ablauf der Feier informiert hatte, mussten alle Anwesenden zwei Stunden bis zu seinem Eintreffen warten.[1]


Ergänzungen und Umbauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst 1961 kamen ein hoher, frei stehender Beton-Glockenturm (zeitgleich wurde der mittige Dachreiter entfernt) und das Gemeindehaus dazu (Architekten Greif & Theil, Stuttgart) und in den 70er Jahren ein Kindergarten. Das Kirchenschiff wurde 1966-68 durch den Tübinger Architekten Ulrich Reinhardt, der auch die Martinskirche (1955) erbaute, modernisiert. Dabei wurde u.a. der Chorraum erhöht und der niedrige Bogen davor durch eine hohe trapezförmige Öffnung ersetzt. Dieser Umbau wird heute teilweise kritisch gesehen, er habe den von Elsaesser erdachten Charakter des Saals zu sehr verändert. Z.B. gelten die farbigen Betonglasfenster zwar als kunstvoll, aber sie nehmen dem Innenraum auch viel vom Tageslicht. Solche Fenster waren besonders in den 1950er/60er Jahren 'in Mode' und relativ weit verbreitet. Die Umgestaltung durch Reinhardt "mit den Betonglas-Fenstern von Gisela Dreher-Richels stellte den Versuch dar, zeitgemäßen Transzendenzbedürfnissen einen gestalterischen Ausdruck zu geben – mit einem bis heute ästhetisch umstrittenen wie theologisch herausfordernden Resultat." [1]

Vier Kanzelsteine aus der Entstehungszeit der Kirche symbolisieren die vier Evangelien, heute befinden sie sich im Eingangsbereich. Ein großes Kreuzigungsbild von Käthe Schaller-Härlin (1877-1973) ist als Altarbild heute vor der Chorapsis aufgehängt. Es war ursprünglich über dem ehemaligen Chorbogen angebracht, dessen Wand mit einem grün-grauen Flächendekor des späten Jugendstils geschmückt war (siehe auch Abbildung im Video). Auch das Gemälde zeigt Anklänge an diesen Stil. "Architekt Elsaesser hat Kanzel, Altar und Taufstein auf eine Linie gebracht, um deutlich zu machen: Wort und Sakrament haben das gleiche Gewicht. So wird Theologie zur Architektur. Das hat man bei der Renovierung in den 1960er Jahren schon nicht mehr verstanden und wieder geändert." (Dekanin Kling- de Lazzer, 2011 im Videoclip).

Im Jahr 2022 wird über Sanierung, Umbau, Neubau, Verkauf des Gemeindehauses und des Kindergartens nachgedacht.[2]

100jähriges Jubiläum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 100jährigen Jubiläum 2011 wurde eine besondere Veranstaltungsreihe und eine Ausstellung geboten. Es erschien eine 268-seitige Festschrift Kirche im Jenseits - Kirche im Diesseits, 100 Jahre Eberhardskirche, die sich ausführlich mit der Geschichte der Gemeinde und des Kirchenbaus befasst.


Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Videoclip zum Jubiläumsjahr:


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Stimmen dazu[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders schön finde ich die riesige Platane vor der Kirche - bei Sonnenschein und blauem Himmel ist es einfach toll, dort hoch zu schauen - zum Beispiel von der Sitzbank aus. (Südstadtbewohner 2009, 39 Jahre)

Turm der Eberhardskirche

So sieht's der Vogel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eberhardskirche von Osten. Man erkennt am Chor die zugemauerten Fenster und den Aufsatz mit Betonglasfenstern.
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