Eberhardsbrücke

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Die Eberhardsbrücke (2009)
Die Eberhardsbrücke (2009) mit von der Sonne angeleuchteten Betonbogen-Unterseite. Die Stiftskirche ist deutlich zu erkennen.
Blick von der Stiftskirche auf die Brücke (2009)

Die Eberhardsbrücke, auch bekannt unter dem Namen Neckarbrücke, überspannt den Neckar am östlichen Ende der Platanenallee. Beide Bögen zusammen sind 81 m lang und 13,7 m breit[1]. Die Fahrbahn ist dreispurig. Die Bürgersteige sind wegen der vielen Fußgänger und der Bushaltestellen auf beiden Seiten extra breit (über 2,5 m).

Lage

Die Karlstraße führt von Süden, die Mühlstraße von Norden auf diese Brücke.

Früher war sie die einzige Brücke über den Neckar innerhalb des Stadtgebietes, daher der umgangssprachliche Name Neckarbrücke. Über die Neckarbrücke verlaufen die meisten Buslinien, und es gibt auf ihr auch eine gut frequentierte Bushaltestelle Neckarbrücke. Vor dem Bau der Umgehungsstraßen und vor der Sperrung der Mühlstraße in einer Richtung für den Individualverkehr war sie die meist genutzte Brücke über den Neckar im Kreis Tübingen.

Auf der südlichen Brückenseite liegt das Tagblatt-Eck und das Tourismus-Büro des Verkehrsvereins. Am nördlichen Brückenende liegen der Neckarmüller (große Wirtschaft mit Biergarten), der Kalender-Döner und das Neckarbistro.

Weitere Innenstadt-Brücken über den Neckar sind die Alleenbrücke und die Neckarbrücke der Ammertalbahn. Am Uhlanddenkmal gibt es eine Fußgängerbrücke über einen der beiden Neckararme auf die Neckarinsel. In der Nähe des Freibads führt eine Fußgängerbrücke vom Uferweg zur Ernst-Bloch-Straße.

Name

Der Name verweist auf Graf Eberhard im Bart, den Universitätsgründer, vielbesungenen Württemberger Grafen und späteren Herzog.

Geschichte

Es gab zwei verschiedene feste Brücken über den Neckar an dieser Stelle:

  • Eine erste Steinbrücke mit fünf Bögen wird 1482 (1485) bis 1489 mit einem Aufwand von 8000 fl erbaut. Der Schlussstein, am 29. September 1489 gesetzt, ist jetzt neben dem Ammereinfluß eingemauert.[2] Sie wurde 1899 abgerissen.
Bau der Brücke um 1900
Postkarte der alten Neckarbrücke von 1943. Links die Treppe, die auf die Platanenallee hinunter führt. Rechts im Erker war das Standbild des Universitätsgründers Graf Eberhard im Bart.
Das Uhland-Haus am rechten Ende der Brücke (neben der Mühlstraße) wurde 1944 durch eine Luftmine zerstört, ebenso das Eckhaus links (bis auf den Turm, der heute nur um ein Geschoss niedriger ist). Ganz rechts ist zum Teil noch die frühere Neckarmüllerei mit Fachwerk zu sehen.
  • Nach den Plänen des Regierungsbaumeisters Karl von Leibbrand[3] wurde eine neue Brücke mit zwei Bögen mit Bruchsteinverkleidung gebaut und am 27. Juli 1901 eröffnet.
  • Das Eberhard-Denkmal wurde erst zwei Jahre später fertiggestellt und am 19. Mai 1903 in Gegenwart des württembergischen Königspaares durch Staatsminister von Pischek feierlich enthüllt. [4]
  • 1942 wurde das bronzene Eberhard-Denkmal, wie so manche Glocke aus den Tübinger Kirchen, als damals übliche Spende für die Waffenproduktion unwiederbringlich eingeschmolzen. Ein Foto vom Abriss des Standbildes liegt im Stadtarchiv und wurde ca. 2005/2006 im Schwäbischen Tagblatt veröffentlicht. Bei einem Luftangriff am 15.März 1944 wurde das Steintürmchen, in dessen Erker die Statue vormals stand, stark beschädigt.
  • Die Brücke wurde beim Abzug der Wehrmacht vor den nahenden Allierten im April 1945 nur deshalb nicht gesprengt (der Sprengstoff war schon an seinem Platz), weil der beherzte Wirt des "Ochsens" die Sprengmannschaft mit einem schwäbischen Vesper im entscheidenden Augenblick ablenkte, bis die Franzosen in der Stadt waren. Zu diesem Zeitpunkt waren die Alleenbrücke, Lustnauer Neckarbrücke, die Neckarbrücke der Ammertalbahn und Indianersteg beim Freibad schon zerstört. Es gab also nur noch diese eine Brücke über den Neckar für Fahrzeuge.[5]
  • 1950 wurde im Gemeinderat über einen Neubau einer Neckarbrücke verhandelt, da die alte Brücke zu schmal war. Nach längeren Diskussionen über die Notwendigkeit[6], wurde die alte Brücke 1951 verbreitert. [7]. Diese Verbreiterung ist an der auf dem westlichen Bürgersteig zu sehenden Längsdehnfuge auch von oben erkennbar. Der verbliebene Rest des Denkmals wurde komplett abgerissen. Im November 1993 wurde die Brücke saniert und erhielt eine Aussichtsplattform an der Stelle, wo bei der Vorgängerbrücke das Graf Eberhard im Bart-Denkmal stand.[8] Der ursprüngliche 1951 betonierte Treppenabgang zur Platanenallee wurde wegen Baufälligkeit durch eine Stahlkonstruktion ersetzt.

Aktueller Blick

Schau durch die Webcams auf dem Dach des Tagblatt-Gebäudes oder im Verkehrsverein auf die Brücke:

Wissenswertes

  • Einer der ersten 12 Zebrastreifen in Tübingen wurde auf dem Südende der Brücke auf Höhe der heutigen Ampel beim Verkehrsverein im Juli 1955 angebracht [9].
  • Die Laternen sind im Sommerhalbjahr mit kräftig blühenden Blumenkörben in 3 Metern Höhe geschmückt.
  • In schneereichen kalten Wintern sammeln sich hier manchmal die Döbel unter der Brücke. Diese Fisch-Schwärme sind der Auslöser für folgende Gôgen-Witze:

Gôgen-Witze im Umfeld der Brücke

Dichterwettstreit

An Professor, an Schdudend ond a Gôg standet uf d'r Neckerbrück. D'r Professor geit a Gdicht vom Hölderlin zom beschta, ond dann sait d'r Student "So dichta ka i au". Der Schdudend sagd: "ich stehe auf der Neckarbrück und spuck den Fischen ins Genick", do sagt der Gog:" Des ko i besser: I stand uff ´d´r Neggrbrugg und steck d´r Fenger in d´r Arsch". Secht d´r Schdudend: "Das reimt sich doch gar nicht". Druff secht der Gog: "Aber dichta duads"[10]

Fische füttern

Ein frühmorgens von einer Kneipe heimtorkelnder Student übergibt sich auf der Neckarbrücke. Ein Gôg, der gerade daherkommt, meint: "So isch's reacht, Herrle, no 's Arschloch gschont!"[11]

Besatzungssoldaten

Ein französischer Besatzungssoldat, der in den Neckar gefallen war und nicht schwimmen kann, ruft: „au secours! au secours!“ Ein Student stürzt sich ins Wasser, um den Ertrinkenden zu retten, der Gôg aber beugt sich übers Brückengeländer und ruft „O Mändle, hetsch au gscheiter schwemma glernt, statt Franzesisch.“[12]

So sieht's der Vogel

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Einzelnachweise

  1. www.karl-gotsch.de/Album/Neckar1.htm
  2. www.tuebingen.de/25_2513.html
  3. www.tuebingen.de/25_2522.html
  4. Friedemann Schmoll: Verewigte Nation - Studien zur Erinnerungskultur von Reich und Einzelstaat im württembergischen Denkmalkult des 19. Jahrhunderts, Bamberg 1995, S. 343f
  5. Erinnerungen an Tübingen wie es einmal war (Wartberg Verlag, 2001, Seite 11)
  6. Tübingen - Historische Photographien einer Stadt (Wartberg Verlag 2001, Seite 11)
  7. www.karl-gotsch.de/Album/Neckar1.htm
  8. www.tuebingen.de/25_2669.html
  9. Tübinger Szenenwechsel 1950-1970 (Universitätsstadt Tübingen, Kulturamt, 2006, Seite 98)
  10. [Dibenger Gogawitz]auf der schwäbisch-alamannischen Wikipedia.
  11. Hans-Eugen Schramm: Tübinger Gogen-Witze. Knödler Verlag, Reutlingen.
  12. Gôgen-Witz auf der deutschen Wikipedia.


Weblinks: