Akademische Gesellschaft Stuttgardia

Aus TUEpedia
Wechseln zu:Navigation, Suche


Akademische Gesellschaft Stuttgardia
Akademische Gesellschaft Stuttgardia.jpg
Studentenverbindung Vereinigung
AdresseÖsterbergstraße 14
72074 Tübingen
Telefon07071.24688
Webhttp://www.stuttgardia.de
Die Karte wird geladen …
A. G. Stuttgardia in der Österbergstraße 14 von Südwesten
Stuttgardia und Franconia mit Regenbogen
Die beiden Vorgängerbauten auf dem Stuttgardia-Grundstück: Das ehem. Haus des Weinbauers Kocher (rechts) und das erste Kneiphaus der Stuttgarden (links, erbaut nach 1894). Beide abgerissen für den Neubau von 1907-09. - Postkarte von Fritz Schimpf.

Die Akademische Gesellschaft Stuttgardia in der Österbergstraße 14 ist als Verbindung in humanistischem und liberalem Geist 1869 gegründet worden. Sie trägt keine Farben und schlägt keine Mensuren. Sie vertritt das Prinzip des Lebensbundes. Tradition und Toleranz ihrer Gründer sollen in der Stuttgardia fortbestehen und weiterentwickelt werden.

  • Konstituiert wurde die Gesellschaft am 30. November 1869 in der Tübinger Konviktsmüllerei von sieben jungen Studenten, die größtenteils ihr Abitur am Stuttgarter Gymnasium absolviert hatten.
  • Sie ist eine schwarze Verbindung, d.h. Stuttgarden gehen davon aus, dass es nicht eines Tragens von Farben als Bekenntnis zu ihrer Gesellschaft bedarf. Unabhängig davon führt sie die Farben der Stadt Stuttgart. Die Fahne zeigt das Stuttgarter Ross auf schwarz-goldenem Grund.
  • Ihr Wahlspruch lautet: „universitas-virtus-gaudium“.
  • Das Mensurwesen wurde von Gründung an abgelehnt. Jedoch gab die Stuttgardia bis zu ihrer Auflösung unter den Nationalsozialisten erst bedingte, später unbedingte Satisfaktion. Seit Wegfall des studentischen Duells nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Akademische Gesellschaft somit nichtschlagend.
  • Die Gesellschaft folgt dem Toleranzprinzip. Mitglied kann jede(r) Studierende werden, unbesehen von politischer Gesinnung, Konfession, Nationalität oder Geschlecht. [1]

Haus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem schon jahrelang das Haus des Weinbauers Kocher Stuttgarden Quartier bot, nahm man 1894 die sich bietende Gelegenheit zum Kauf des Österberg-Grundstückes mit Blick auf den Neckar und die Schwäbische Alb wahr. Da man zuerst annahm, das alte Kocherhaus würde noch einige Jahre überdauern, beschloss man den Bau eines repräsentativen Kneiphauses auf dem Westteil des Grundstückes. Es stellte sich aber bereits nach einigen Jahren heraus, dass das alte Wohnhaus marode und nicht mehr sanierbar war. Es war mittlerweile ein beliebter Scherz von Bewohnern, durch geschickte Gewichtsverlagerung das Haus in Schwingungen zu versetzen und Schläfern ein Erdbeben vorzutäuschen. Der Altenverein beschloss daraufhin den Abriss sowohl des Wohnhauses als auch des Kneiphauses und den Neubau eines Verbindungshauses.[2]

1906 wurde dann der Stuttgarter Architekt Richard Dollinger, der auch drei weitere Korporationshäuser in Tübingen baute, mit dem Bau einer Villa beauftragt. Sie ist im zurückhaltenden, aber noblen bürgerlichen Wohnhausstil erbaut, was dem Selbstverständnis der Gesellschaft entspricht. Die Fassade enthält an zwei Erkern sowie in Form eines Reliefs mit Pferd über dem Eingang dezente Elemente des Jugendstils. Auch durch das Fehlen eines Türmchens setzt sich die Villa von den beiden benachbarten Corps-Häusern ab. Seit ihrer Fertigstellung 1909 prägt sie neben den Häusern des Corps Borussia und des Corps Franconia das östliche Stadtbild Tübingens auf dem Österberg.

An einem Tag des offenen Denkmals wurde hierzu erläutert: Das Haus ist fast ganz frei von historisierenden Elementen und äußerlich ein Beispiel der Reformarchitektur, die sich ab Anfang des Jahrhunderts unter Theodor Fischer entwickelt hat. Auch im Inneren werden die Gesellschaftsräume im Erdgeschoss von Gestaltungselementen eines gemäßigten Jugendstils geprägt. Im Kneipsaal sind dies die langen Kurven und geschwungenen Linien, ferner die Verfremdungseffekte an den Konsolen der Schmuckbänder, an den Säulen der Innenfenster und an den Auflagebalken der Empore. Weitere Gestaltungsmerkmale sind die quadratisch geometrischen Ornamente ebenfalls an der Empore, die mit ihren rechtwinkligen Formen bereits weit in die Zukunft der Neuen Sachlichkeit weisen. So zeigen sich auch am Stuttgardia-Haus zwei grundlegende Elemente des Jugendstils: die floralen Elemente und die geometrischen Linien. [3]

Früher vermutete man auf dem Österbergrundstück der Gesellschaft auch den Schauplatz von Hermann Hesses autobiographischer Erzählung „Das Presselsche Gartenhaus“, in dem er mit Goethe und Hölderlin laue Tübinger Sommernächte verbrachte. Neuere Forschungen ergaben aber, dass dieses Gartenhaus in der heutigen Österbergstraße 4 stand, auch wenn man es sich auf dem Stuttgardia-Grundstück gut vorstellen kann.

Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Contubernium - Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44. Sigmaringen 1996 ISBN 3-51508-022-8


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]